NL Saison 2021/2022

#1
Hat jemand gestern die Sportschau gesehen? Gestern wurde nämlich das neue Ambri-Stadion eingeweiht! Sieht echt geil aus! Modern, aber nicht zu gross und der Videowürfel ist auch sehr schick! Lange hats gedauert, aber nun steht diese Arena. Da würde ich mich auch mal hinverirren um ein Spiel zu sehen, sogar ohne Kloten-Beteiligung.

Ansonsten: Bern und Rappi sind schon "im Seich", Zug und Biel mit (beinahe) Punktemaximum, der ZSC stottert noch etwas und Ajoie bislang nur mit einer aufopferungsvollen Niederlage.
 

fredyy

Hockeygott
#3
Es sind drei Spiele gespielt, es wird noch viel geschehen. Ein Spitzenklub wird der SCB in dieser Saison trotzdem nicht. Und Rappi? Etwa dort wird der EHC stehen, falls es mit dem Aufstieg klappen sollte.
 
#4
Es sind drei Spiele gespielt, es wird noch viel geschehen. Ein Spitzenklub wird der SCB in dieser Saison trotzdem nicht. Und Rappi? Etwa dort wird der EHC stehen, falls es mit dem Aufstieg klappen sollte.
Genau, da ist noch nix in Stein gemeisselt. Das waren lediglich erste Mini-Fazite nach dem ersten Wochenende NLA-Eishockey.
Das Kader des ZSC ist wirklich beeindruckend! Weber, Geering, Hollenstein, Bodenmann, Malgin, Andrighetto, Roe, Noreau etc... KÄI DRUCK JUNGS, GAAAAAAAAAR KÄI DRUCK! ;)

Falls Kloten nach dieser Saison aufsteigen würde, dann wäre die Auswahl der passenden Ausländer umso wichtiger, zumal es nichts von einem allfälligen Absteiger abzustauben gäbe. Die Ambri- und Langnau-Ausländer haben bislang einen tollen Start erwischt. Sowas ist unabdingbar, wenn man nicht gleich von Anfang an sämtliche Perspektiven in der Saison verlieren möchte. Unser EHC bzw. Pascal Müller bewies vor ein paar Jahren mit Sanguinetti/Shore ein gutes Händchen. Glaube die waren relativ günstig und haben erfreulich geliefert, aber für die Playoffs hats auch da nicht gereicht. Die darauffolgende Saison haben sie sich dann bei Lugano/ZSC vergolden lassen und waren nicht mehr so gut drauf. Das nennt man dann Timing.
 
#6
Ein geschichtlich interessanter Tagi-Artikel von Simon Graf (Publiziert: 27.09.2021, 19:49), bei dem Eishockey nur eine Nebenrolle spielt:

100-Jahr-Jubiläum HC Davos
Als 10’000 Nazioffiziere dem HCD zujubelten
Die Davoser dienten 1941 an einem Clubturnier in Berlin NS-Propagandazwecken. Der sportliche Austausch im Zweiten Weltkrieg spiegelte die Schweizer Ambivalenz.


Der Krieg tobte im Frühjahr 1941, eineinhalb Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in ganz Europa. Das nationalsozialistische Deutschland rüstete sich für den Balkanfeldzug, um Bündnispartner Italien zu Hilfe zu eilen. Derweil bereitete Adolf Hitler den Russlandfeldzug vor. Die Schweiz war im Herzen Europas als neutrales Land mittendrin und doch nicht dabei. Glücklicherweise. Ein weisser Fleck auf der Karte unter dem bedrohlichen Nachbarn.

In diesen explosiven Zeiten kam es zum dunkelsten Kapitel in der 100-jährigen Geschichte des HC Davos, die der Historiker Daniel Derungs in seiner kürzlich publizierten Dissertation aufgearbeitet hat: dem Ausflug im März 1941 zum «Grossen Preis der Reichshauptstadt» nach Berlin, einem internationalen Clubturnier. Die Davoser, damals im Schweizer Eishockey das Mass aller Dinge mit dem legendären «ni-Sturm» mit Bibi Torriani, Hans und Pic Cattini, sicherten sich mit einem 4:2 im Final gegen Hammarby Stockholm den Turniersieg.

«Alles um uns herum war schwarz, einfach wahnsinnig!»
HCD-Stürmer Charlie Gerst

Der linke Flügel Charlie Gerst bezeichnete dies später gegenüber dem Sportjournalisten und HCD-Kenner Hansruedi Camenisch als Höhepunkt seiner Karriere, in der er auch zehn Schweizer-Meister-Titel errungen hatte. Gerst schwärmte: «Es war Krieg. An allen Fronten standen die Deutschen zuvorderst. Davos durfte trotzdem nach Berlin zu diesem Turnier reisen. Bei unserem Spiel gegen Budapest war der Berliner Sportpalast mit 10’000 SS-Angehörigen gefüllt, die uns alle anfeuerten. Alles um uns herum war schwarz, einfach wahnsinnig!»

Diese Faszination wirkt heute befremdlich. Wie schätzt das Christian Koller ein, Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich und Direktor des Sozialarchivs? «Nazideutschland befand sich damals auf dem Höhepunkt seiner Macht, nach der Eroberung weiter Teile West-, Nord- und Ostmitteleuropas und vor dem Angriff auf die Sowjetunion. Im März 1941 bedauerte EMD-Vorsteher Karl Kobelt gegenüber den Sportverbänden, dass seit Kriegsausbruch die Sportkontakte zu Deutschland stark zurückgegangen seien, und hiess eine Intensivierung ausdrücklich gut. Der HCD verhielt sich damals gemäss der Erwartungshaltung der Politik, dass man sich mit Nazideutschland längerfristig irgendwie arrangieren müsse.»

Moralische Bedenken habe man keine gehegt, sagte der 1986 mit 82 Jahren verstorbene Gerst. «Vor der Abreise erhielten wir strikte Anweisungen vom HCD-Vorstand, keine politischen Äusserungen zu machen. Schliesslich waren wir damals ja nur Sportler, nicht wie heute.» Ganz apolitisch war das Gastspiel der Davoser indes nicht. Sie nahmen sogar an einem Empfang teil beim Berliner Oberbürgermeister und überzeugten Nationalsozialisten Ludwig Steeg. Ihre Auftritte dienten also durchaus Propagandazwecken. Sport und Politik waren zu jener Zeit kaum zu trennen.

«Deutschland wollte der Bevölkerung zeigen, dass man auch unter den neutralen Staaten Freunde habe.»
Historiker Christian Koller

Der HC Davos seinerseits lud den NS Berliner SC zum Spengler-Cup 1941 ein – und besiegte ihn im Final 9:0. Christian Koller sagt: «Beiden Seiten ging es darum, irgendwie Normalität zu demonstrieren. Seitens der Schweiz durch Wiederaufnahme sportlicher Beziehungen zum übermächtigen Nachbarn, obwohl man sich von diesem weiterhin bedroht sah. Seitens Deutschlands, um die Kriegssituation ein wenig auszublenden und der eigenen Bevölkerung zu zeigen, dass Deutschland angeblich auch unter den neutralen Staaten Freunde habe.»

So kam es am 20. April 1941 im Berner Wankdorfstadion zum denkwürdigen Fussball-Länderspiel zwischen der Schweiz und Deutschland. 38’000 erlebten den 2:1-Sieg der Schweizer, und dies erst noch an Hitlers Geburtstag. «Dies löste eine grosse Euphorie aus, politische Untertöne in der Presseberichterstattung wurden von der Schweizer Zensur aber unterdrückt», sagt Koller. «Es war also die gleiche Gratwanderung zwischen Kollaboration und Ablehnung, die sich auch in den politischen Beziehungen zu Nazideutschland fand.»

David gegen Goliath


Einerseits habe man durch die sportlichen Wettkämpfe «korrekte» Beziehungen zum nördlichen Nachbarn demonstrieren wollen, mit dem man wirtschaftlich eng verflochten war, von dem man sich aber militärisch bedroht fühlte. «Andererseits waren es auch symbolische David-gegen-Goliath-Konfrontationen.» Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hatte jedenfalls wenig Verständnis für die Niederlage in Bern. Aufgebracht wies er Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten an, künftig auf solche Spiele zu verzichten, falls eine Niederlage drohe.
 

ici

Goldhelm
Mitarbeiter
#10
Unser ehemaliger Nachwuchstrainer Wöufu Haldi ist seit einiger Zeit in Olten tätig. Ich habe anderes gehört betreffend "Zeichen der Zeit erkannt". Auch da gibt es betreffend Nachwuchs grosse Meinungsunterschiede.

Was mich aber eher nervt ist, dass Ajoie in mehreren Belangen Ausnahmebewilligungen bekommen hat. Bei anderen Vereinen muss man sich dies nun anscheinend wieder überlegen. Möchte man vielleicht keinen weiteren NL-Club in der Region Bern?
 
#11
Unser ehemaliger Nachwuchstrainer Wöufu Haldi ist seit einiger Zeit in Olten tätig. Ich habe anderes gehört betreffend "Zeichen der Zeit erkannt". Auch da gibt es betreffend Nachwuchs grosse Meinungsunterschiede.

Was mich aber eher nervt ist, dass Ajoie in mehreren Belangen Ausnahmebewilligungen bekommen hat. Bei anderen Vereinen muss man sich dies nun anscheinend wieder überlegen. Möchte man vielleicht keinen weiteren NL-Club in der Region Bern?
Haldi ist seit Jahrzehnten einer der Besten Nachwuchstrainer im CH Hockey. Vergleichbar mit Mirek oder dem kürzlich leider verstorbenen Leo Schuhmacher. Wenn man ihn machen lässt hat Olten in wenigen Jahren eine Topjunioren Abteilung. Das Problem ist, Haldi, wie die Beiden anderen Genannten, sind keine einfachen Charaktere und nur bedingt anpassungsfähig.
 
#12
man kann ja halten von ihnen was man will, aber ab dem was sie hier abgezogen haben (vor allem sevi), kann ich mich gerade nur am boden rollen vor lachen:

 
#13
Ein Tagi-Interview mit Blindi:
Simon Graf
Publiziert: 04.10.2021, 19:59

Teil 1/2

Da gerate ich gleich wieder in Träumereien, wenn er von Jursinov und diesen Zeiten spricht. :love:

Severin Blindenbacher nimmt Abschied

«Dann brausten sechs Polizisten auf Motorrädern auf mich zu»

Als kleiner Junge träumte er nie von einer Hockeykarriere. Nach 20 Jahren als Profi blickt Severin Blindenbacher (38) zurück auf die schönsten, bittersten und skurrilsten Momente.


Sie verschickten zu Ihrem Abschied Postkarten an Menschen, die Ihnen in Ihrer Karriere begegnet sind. Wie viele haben Sie versendet?

Das kann ich nicht genau sagen. Ich bin auch immer noch dran. Ich habe nicht jedem eine Karte geschickt. Aber den wichtigsten Leuten aus den bedeutenden Stationen. Es war eine Schnapsidee, dann sagte ich es so nebenbei einer Künstlerin, und sie fand es genial und gestaltete die Karte. Die Aktion kam gut an bei den Leuten. Einige meldeten sich und bedankten sich, Wladimir Jursinow hat beispielsweise angerufen. Er hatte grosse Freude.

Waren diese Karten auch ein Teil Ihrer Verarbeitung?

Deshalb tat ich es. Und damit kann ich das Kapitel Eishockey langsam abschliessen.

Wer hat Sie am meisten geprägt, berührt in all den Jahren?

Hockeytechnisch war das definitiv Jursinow. Einige 100 Spieler haben ihm ihre Karriere zu verdanken. In der Schweiz mindestens 30. Eine Zeit lang hätte man locker ein Team dieser Spieler aufs Eis gebracht. Mit Emanuel Peter, Martin Höhener, Gianni Ehrensperger und wie sie alle heissen.

Jursinow trieb Sie als Junior in Kloten an Ihre Grenzen. War es eine Hassliebe?

Eine Zeit lang schon. Er liebte uns alle, wie ein Grossvater. Aber er verlangte auch extrem viel von uns. Unter ihm nahm Eishockey sehr viel Zeit in Anspruch. Bei den Kanadiern wärmst du 30 Minuten auf, trainierst und gehst dann wieder nach Hause. Bei ihm war es so: Zuerst absolvierten wir den Vita-Parcours und umarmten alle Bäume, dann folgten eine Stunde im Kraftraum und zwei auf dem Eis. Dazu hörten wir klassische Musik …

… klassische Musik?

Ja, manchmal liess er dazu klassische Musik laufen. Er wollte die Schönheit, die Eleganz der klassischen Musik aufs Eis transferieren. Und fürs Mittagessen hätte er am liebsten Spaghetti für die Garderobe organisiert, damit wir hätten dortbleiben können, um nachmittags gleich wieder loszulegen. Was er nicht checkte: Wir wollten alle nur noch nach Hause und schlafen. (lacht) Er hatte unheimlich hohe Erwartungen an uns, speziell an mich. Er fand, ich müsse mit 17, 18 gleich gut sein wie Marko Kiprusoff, der gerade aus der NHL kam. Unter diesem Druck zerbrach ich zeitweise. Aber eben: Wer durch seine Schule ging, machte seinen Weg.

Sie bestritten im Januar 2020 Ihr letztes Spiel …

… am 14., richtig.

Sie konnten sich also schon länger aufs Karriereende vorbereiten. Gab es trotzdem einen Moment, in dem es Sie nochmals einholte?

Der speziellste Moment war, als mich Sekretärin Nicole Brechbühl aus dem Chat der ZSC Lions entfernte. So zwei Wochen nach der Saison. Da wurde mir so richtig bewusst: Wow, jetzt ist es fertig! Ich weiss noch: Es war kein so guter Tag, ich sass bei mir auf dem Balkon und wusste nicht genau, was ich noch tun sollte. Ich öffnete ein Bier, und dann kam die Message, ich sei aus dem ZSC-Chat entfernt worden. Da wusste ich: Okay, tschau zäme! (lacht)

Wie stellten Sie sich als kleiner Junge Ihre Hockeykarriere vor?

Ich stellte sie mir nie vor, sie ergab sich einfach. Das Heldentum, das der Spitzensport auch hat, nahm ich nie so bewusst wahr. Meine Helden waren die Spieler des EHC Bülach, Urs Bärtschi und Co. Nie die Stars der Nationalliga A. Ich wollte einfach Hockey spielen, weil es mir grossen Spass machte. Mit 14 ging ich ins Probetraining beim EHC Kloten und merkte: Da weht ein anderer Wind! Dann ging es relativ schnell, plötzlich war ich Profi.

Was bleibt Ihnen am meisten in Erinnerung?

Der Zusammenhalt in der Mannschaft, in einem Kollektiv zu sein, wo alle gleich denken, die Hierarchie klar ist, jeder weiss, was er zu tun hat. Und natürlich, zusammen zu gewinnen. Das ist das Schönste! Von Bülach bis zum Titel in der Champions League, es fühlte sich immer ähnlich an. Dieses Gefühl nochmals zu erleben, spornte mich stets an.

Sie wurden mit den ZSC Lions viermal Meister, gewannen die Champions League, holten WM-Silber. Was sticht heraus?

Schon der erste Meistertitel, 2008 im Hallenstadion gegen Servette. Natürlich die Champions League. Und die U-18-WM in Finnland (2001), wo wir Silber holten.

«Wenn die Schweden nicht Spieler hätten nachmelden können, hätten wir sie im WM-Final so richtig weggeputzt.»

Und WM-Silber bei den Grossen 2013 in Stockholm?

Ja klar, aber diesen Final hätten wir schon sehr gern gewonnen. Wenn die Schweden nicht die Möglichkeit gehabt hätten, Spieler nachzumelden, hätten wir sie so richtig weggeputzt. Davon bin ich überzeugt. Die hätten keine Chance gehabt! Aber die beiden Sedins und Loui Eriksson machten dann den Unterschied. Es war trotzdem mein schönstes Turnier. Spiel- und Trainingsplan waren so gut aufeinander abgestimmt, das Wetter stimmte in Stockholm, wir konnten jeden zweiten Tag etwas unternehmen, in der Stadt spazieren, shoppen gehen. Und auf dem Eis liefen wir durch, Josi trug uns in den Final. Schade, hat es am Schluss nicht gereicht. Es wäre zu schön gewesen, die Schweden in Schweden zu schlagen.

Apropos Schweden: 2009 wechselten Sie zu Färjestad, im folgenden Jahr spielten Sie bei den Texas Stars in der AHL. Wie waren diese Erfahrungen im Ausland?

Ich möchte sie nicht missen. Sie haben mich weitergebracht. Wenn nicht hockeytechnisch, so sicher menschlich. Ich wollte einfach mal weg von der Schweizer Liga, dann ergab sich Schweden. Da lernte ich eine ganz andere Kultur kennen, eine andere Herangehensweise ans Eishockey. Nicht so dieses Brachiale. In der Schweiz stehst du die ganze Zeit unter Druck. Leistung, Leistung, Leistung! In Schweden geht man diesen Sport ganz anders an. Wohl auch, weil er da zur DNA gehört. Es zählen nicht nur die Siege, der Weg ist das Ziel, es ist ein Prozess. Das provoziert viel weniger negative Emotionen.

«Die NHL war nie mein grosses Ziel gewesen. Wer weiss, vielleicht hat es auch deshalb nicht geklappt.»

Trotzdem zogen Sie nach einem Jahr weiter.

Ich hätte bei Färjestad bleiben können, hatte eine Option auf ein weiteres Jahr. Aber dann kam das Thema Nordamerika auf. Die NHL war nie mein grosses Ziel gewesen. Wer weiss, vielleicht hat es auch deshalb nicht geklappt. Jedenfalls kam ich dann plötzlich in dieser ganz anderen Welt an. Ich und die Amis oder die Kanadier, das passte nie so recht. Ich habe das Gefühl, die übertreiben mindestens um 50 Prozent. Ich war bei Dallas unter Vertrag, wurde bald mal abgeschoben ins Farmteam. Es klappte nicht so recht, zumal ich mich zweimal verletzte. Einmal krachte ich mit dem Kopf in die Bande, später hatte ich noch diesen Autounfall. Dann zog es mir den Boden unter den Füssen weg. Aber auch Nordamerika war eine spannende Erfahrung. Ich lebte in Austin, einer megacoolen Stadt, die ich gerne nochmals besuchen möchte.

Wie gravierend war jener Autounfall?

Ich wollte einkaufen gehen, es regnete heftig, ich geriet ins Schleudern und krachte voll in ein anderes Auto. Durch den Aufprall wurde ich gestoppt. Dann brausten sechs Polizisten auf Motorrädern auf mich zu, wie im Film, ein Krankenauto, ein Feuerwehrauto. Der Lenker des anderen Fahrzeugs war ein Fussballtrainer, ein Latino, er nahm es easy. Zum Glück hat es ihm nichts gemacht. Mir schmerzte der Nacken, ich war sowieso sensibilisiert wegen meiner Gehirnerschütterungen. Ich brach die Saison dann frühzeitig ab. Der ZSC hatte zu jener Zeit Mühe, wollte mich unbedingt zurückholen, und so war Nordamerika plötzlich weit weg. Ich hätte – im Nachhinein betrachtet – mehr investieren müssen, um dort drüben Fuss zu fassen und zu reüssieren.

Mit den ZSC Lions wurden Sie 2011/12 dann gleich wieder Meister unter Bob Hartley. Die Rückkehr zahlte sich aus.

Absolut. Unter Hartley wehte ein anderer Wind. Es tat dem Verein gut, dass einer kam, der genau sagte, wie alles laufen solle. Der auf jedes Detail achtete. Der sagte: Dieser Rucksack muss bestickt werden, da fehlt das Logo! Oder: auf keinen Fall Truthahn zum Essen, das gibt saure Beine! Es war eine kleine Diktatur. Aber das war nicht schlecht für den Club und auch nicht für die jungen Spieler, die extrem viel profitierten. Wie Geering, Schäppi, Kenins, Cunti, die beiden Baltisberger. Hartley hat sehr gut mit den Jungen gearbeitet. Und jetzt ist er mit Omsk ja wieder Meister geworden. Unglaublich! Er hat in jeder Liga, in der er war, den Titel geholt. Sein Schema X funktioniert.

Bereuen Sie etwas, wenn Sie auf Ihre Karriere zurückschauen?

Nein. Für mich war es gut so, wie es war.
 
#14
Ein Tagi-Interview mit Blindi:
Simon Graf
Publiziert: 04.10.2021, 19:59

Teil 2/2

«Ich wusste, dass es knapp werden würde, wenn ich nochmals in einen Check reinlaufe. Aber ich fand, es sei zu früh, um aufzuhören.»

Dass Sie 2018 nach Ihrer sechsten Gehirnerschütterung nochmals zurückkehrten und eine siebte einsteckten, die Ihre Karriere beendete? Denken Sie nicht manchmal: Das wäre nicht nötig gewesen?

Ich wusste schon, dass es ein heisser Ritt ist. Dass es knapp werden würde, wenn ich nochmals in einen Check reinlaufe. Aber ich fand, es sei zu früh, um aufzuhören. Ich wollte mir nochmals beweisen, dass es geht. Sehr wahrscheinlich war das unnötig, ja. Es ist wichtig, dass man zu sich Sorge trägt, dass man sich auch einmal eingesteht, wenn es nicht mehr geht.

Schwierig, nicht?


Ja, schwierig. Ich war zu wenig feinfühlig mit mir. Gery (Büsser, der Teamarzt) zitierte mich damals ins Büro und sagte: «Vielleicht ist es besser, wenn du aufhörst.» Ich ging nach Hause und dachte: was, jetzt aufhören? Es fühlt sich nicht richtig an, so aufzuhören. Also versuchte ich es nochmals.

Wie geht es Ihnen heute? Haben Sie noch Nachwirkungen von den Gehirnerschütterungen?


Ich habe manchmal einen Druck im Kopf und bin empfindlich auf Licht. Das ist geblieben. Aber ich möchte es nicht dramatisieren. Es ist, wie es ist. Zum Glück habe ich keine Schmerzen. Sport kann ich auch wieder treiben. Einige können nicht einmal mehr mit ihren Kindern spielen, weil die ihnen zu laut sind. Das ist krass.

Wie fühlt sich Ihr Körper an nach 20 Jahren Profihockey?


Ich merke schon, dass ein Übergang stattfindet vom Profiathleten zum Normalo. Ich spüre den Körper auch nicht mehr gleich gut wie vorher. Ins Fitness gehe ich kaum mehr, aber ich treibe schon regelmässig Sport, gehe oft joggen und spiele Padel-Tennis (eine Mischung aus Tennis und Squash).

Mit Roman Wick, mit dem Sie am Samstag im Hallenstadion von den ZSC Lions verabschiedet wurden.


Genau, mit Roman oder anderen. Wir gehen ins Padel-Center in Schlieren, das Timo Helbling mitbesitzt. Es macht Spass, diesen Sport zu entdecken. Früher spielte ich Tennis, jetzt Padel. Ein faszinierender Sport, der mit den Winkeln und dem Teamspiel Parallelen zum Eishockey hat. Kürzlich spielten Roman und ich gegen zwei Frauen. Wir wurden gottsjämmerlich eingeteilt. (lacht)
 

Deecee

Hockeygott
#18
Der HC Ajoie hat soeben den Niederlagenrekord vom HC La Chaux-de-Fonds aus dem Jahr 2001 egalisiert.
15 Niederlagen am Stück und alle nach 60 Minuten. Den letzten Punkt holten sie am 19. November.
Die nächsten Partien haben sie gegen Rappi, Fribourg, Zug, Biel und Zürich. Gut möglich, dass der Rekord noch ausgebaut wird.
 
#20
Vielleicht nicht ganz so schlimm, aber an solche Dinge müssten wir Kloten-Fans uns bei einem Aufstieg auch gewöhnen
Oh ja, da werden wir wohl auch durchmüssen im Falle eins Aufstieges. Nehmen wir mal Langnau. Absolute Topausländer und trotzdem komplett chancenlos. Bei Ajoje fehlt beides, sie haben weder Topausländer (Devos/Hazen können sich nicht entfalten wie in der Swiss League) noch genug gute CH-Spieler.
 
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