Presseschau

Patrik wird immer selbst entscheiden welche Richtung er zu gehen bereit ist. Ein bis hierher und nicht weiter steht auf der ersten Seite seines Playbooks.

@Rocket Richard
Für mich nur schwer nachvollziehbar ist der Umgang mit Gaydoul. Wir wären ohne Geldsorgen bis ans Ende unserer Tage gewesen wenn er so hoffiert worden wäre wie Bircher oder Lehmann. Jede Streicheleinheit ein Topcrack.
Eines der vielen Rätsel in der Geschichte des EHC in den vergangenen 20 Jahren
 
Patrik wird immer selbst entscheiden welche Richtung er zu gehen bereit ist. Ein bis hierher und nicht weiter steht auf der ersten Seite seines Playbooks.
Bist Du sein Anwalt oder Leumund, dass Du gerne von "Patrik" (anstatt "Bärtschi") redest und sein Wesen & Wirken so verteidigst?

@Rocket Richard
Wer Bircher nicht durchschaute, konnte mit Google nicht umgehen. Jeder der wollte hätte mit Leichtigkeit feststellen können, dass er ein pleite gegangener Tankwart war. Es wollte nur niemand hören. Für mich nur schwer nachvollziehbar ist der Umgang mit Gaydoul. Wir wären ohne Geldsorgen bis ans Ende unserer Tage gewesen wenn er so hoffiert worden wäre wie Bircher oder Lehmann. Jede Streicheleinheit ein Topcrack.
Das ärgert mich auch heute noch. Dem Bilanzenfälscher sind alle auf den Leim gegangen und HUL wurde ebenfalls, wenn auch zähneknirschend, aus der Hand gefressen. Aber Gaydoul wollte man einfach nicht im Dorf haben. Zu Jetset und unnahbar für die lokalen, miesepetrigen Bünzlis. Schade...sehr, sehr schade!
 
Bist Du sein Anwalt oder Leumund, dass Du gerne von "Patrik" (anstatt "Bärtschi") redest und sein Wesen & Wirken so verteidigst?
Weder noch, wie würden Dich Leute nennen wenn sie Dich gut kennen? Richard oder Rocket?
Freunde des Schwingsportes nennen zuerst den Nachnamen ihrer Idole. Ich bleib beim Vornamen, dies obwohl Patrik nicht mein Idol, sondern einfach ein gradliniger Mensch mit Idealen ist.
 
Ja, das man Gaydoul vertrieben hat, ist eigentlich absolut unterirdisch. Da ist und bleibt Kloten ein Dorfverein. Wo viele das Gefühl haben sie können mitreden (aber keine Konsequenzen mittragen wollen). Ganz viele kleingeistige Menschen. "Bünzli" wie hier jemand treffend formuliert hat. Aber auch die Kurve hat da Ihren Anteil gehabt. Schon erstaunlich, wie viele Menschen in irgendwelchen Scheinwelten leben.
 
Aus dem heutigen Tagi von Angelo Rocchinotti, publiziert 14:29.
Er scheint die Lage auch kritisch zu beurteilen. Insbesondere, dass wir fast schon von einem EHC Tit-Pit sprechen könnten...

Wirbel um Mike Schälchli

Kaum ist Kloten zurück, herrscht Unruhe

Acht Kündigungen in zehn Monaten und ein Sportchef auf dem Absprung – das wirft Fragen auf. Im Brennpunkt beim Aufsteiger: Die Rolle des Präsidenten.

Eine Medienmitteilung vier Tage vor dem Saisonstart bringt den Stein ins Rollen. Der Inhalt? Geschäftsführer Christian Fontana – er verantwortet die neu geschaffene Sparte «EHC Kloten Business» – werde durch den 30-jährigen ehemaligen Unihockey-Spitzenspieler Anjo Urner ersetzt. Zudem wolle sich Sportchef Patrik Bärtschi neu orientieren und werde den Club Ende Saison verlassen.

Das Wort Neuorientierung stösst dem ehemaligen Profi sauer auf. «Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich keine andere Lösung mehr sah, als zu kündigen», so der 38-Jährige gegenüber Mysports. Der Boulevardpresse ist später zu entnehmen, der Sportchef habe mit der grossen Kelle anrühren wollen und schon im letzten Jahr das Budget überzogen. Insider sagen, ein Budget habe nie existiert.

Brisant? Bärtschis Abgang reiht sich ein in eine ganze Liste von Kündigungen, angefangen beim ehemaligen Geschäftsführer Pascal Signer, der mitten in der letzten Saison das Handtuch warf. Gerüchte, wonach Signer und Präsident Mike Schälchli das Heu nicht mehr auf der gleichen Bühne hatten, halten sich bis heute hartnäckig.

Acht Abgänge in zehn Monaten

Nach Signer haben auch der Finanzchef, die HR-Mitarbeiterin, der Sicherheitschef, die für den Spielbetrieb zuständige Person, Teamchef Beat Equilino und nun Bärtschi ihre Jobs quittiert. Die eben erst eingestellte Marketing- und Kommunikationsleiterin hat bereits während der Probezeit gekündigt. Acht Abgänge innerhalb von zehn Monaten? Das wirft Fragen auf.

Hört man sich im und um den Club um, fällt immer wieder der Name Schälchli. Seit drei Jahren steht der umtriebige Event-Veranstalter dem EHC als Präsident vor, obwohl ihm aufgrund von möglichen Interessenkonflikten einst davon abgeraten wurde. Grund? Schälchlis Tit-Pit GmbH holt seit 2012 für Kloten die Sponsorengelder ein.

Als Schälchli 2018 von Hans-Ueli Lehmann beauftragt wird, die Nachfolge zu regeln, übernimmt Rolf Tresch. Doch der starke Mann bleibt Schälchli. Sieben Monate später, just an Heiligabend, übernimmt er das Präsidium. Er sehe sich als leisen Präsidenten, sagt Schälchli. Und stützt Kloten dank seines grossen Netzwerks breiter ab. Der Club kommt zur Ruhe. Doch Schälchli eckt auch an.

Der Vorwurf? Der Präsident mische sich überall ein, wolle alle wichtigen und auch unwichtigen Entscheidungen selbst treffen. «Er wurde gefährlich mächtig, holt seine Kumpels an Bord und baut ein System auf, das ihn unentbehrlich macht», sagt ein Insider, der anonym bleiben will. Auffallend? Viele der auf der Geschäftsstelle beschäftigten Personen haben einen Bezug zu Tit-Pit. Auch der neue CEO.

Anjo Urner fungierte als Head of Sports bei Tit-Pit, die wiederum vor Jahresfrist von der Swiss League mit der Vermarktung beauftragt wurde. Das Mandat wurde jedoch im Sommer aufgelöst. Einnahmen wurden keine generiert. Stattdessen fehlten den Clubs 375’000 Franken.

«Hirnverbrannter Blödsinn»

Schälchli selbst will sich nicht äussern. Dass der Präsident zu mächtig sei, sorgt bei Aktionär und Beirat Jan Schibli für Kopfschütteln. «Ein hirnverbrannter Blödsinn», sagt der Elektrounternehmer, dessen Firma den EHC seit Jahrzehnten unterstützt. «Wir haben 18 Eigentümer, zwei stiessen neu dazu. Es gibt viele Interessen. Mike versucht, das Ganze zu orchestrieren, was nicht immer einfach ist.» Schibli, der beim Beinahe-Konkurs 2012 viel Geld verlor, spricht von klaren Strukturen. Viele würden ein finanzielles Risiko tragen. Da könne keiner schalten und walten, wie er wolle. «Nie in den letzten 15 Jahren war es sauberer und transparenter.»

Die Nähe zu Tit-Pit stelle kein Problem dar. «Mike ist nicht Alleininhaber dieser Agentur und als Privatperson Präsident des EHC», so Schibli. Urner, der nun bei Kloten unter Vertrag steht, spricht von einem Vorteil, würden einige auf Mandatsbasis für den EHC arbeiten. «Sie stehen im Sommer, wenn wenig los ist, nicht auf der Lohnliste.»

Laut Schibli stammt Urner aus seinem Kreise, was der CEO bestätigt. «Ich bin nicht Mikes Kollege. Ich lernte ihn über Jan (Schibli, die Red.) kennen, dessen Firma den UHC Uster unterstützt», sagt Urner. Auch andere Kandidaten seien zur Wahl gestanden. Er habe sich dem Verwaltungsrat vorstellen müssen. Dass nun von Unruhe die Rede ist, trifft Urner. 13 Angestellte würden gerade gemütlich beim Feierabendbier oder vor einem Aperol Spritz sitzen. Die Stimmung sei super.

Offen bleibt die Frage, wie es mit Bärtschi weitergeht. Offenbar soll ihm die Medienmitteilung vor dem Versand vorgelegt worden sein. Doch er habe zu spät reagiert. «Wir haben ihm im Hinblick auf die nächste Saison keine verlässlichen Zahlen geben können. Zu gross sind die Unsicherheitsfaktoren. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt», so Schibli.

Eine Freistellung des Sportchefs stehe nicht zur Debatte. Schibli: «Er verfügt über eine Kündigungsfrist und ist sehr wertvoll. Es gibt keine Bad Feelings.» Trotzdem braucht man kein Prophet zu sein, um zu erahnen, dass Bärtschi kaum bis April 2023 in Kloten tätig sein wird.
 
Aus dem heutigen Tagi von Angelo Rocchinotti, publiziert 14:29.
Er scheint die Lage auch kritisch zu beurteilen. Insbesondere, dass wir fast schon von einem EHC Tit-Pit sprechen könnten...

Wirbel um Mike Schälchli

Kaum ist Kloten zurück, herrscht Unruhe

Acht Kündigungen in zehn Monaten und ein Sportchef auf dem Absprung – das wirft Fragen auf. Im Brennpunkt beim Aufsteiger: Die Rolle des Präsidenten.

Eine Medienmitteilung vier Tage vor dem Saisonstart bringt den Stein ins Rollen. Der Inhalt? Geschäftsführer Christian Fontana – er verantwortet die neu geschaffene Sparte «EHC Kloten Business» – werde durch den 30-jährigen ehemaligen Unihockey-Spitzenspieler Anjo Urner ersetzt. Zudem wolle sich Sportchef Patrik Bärtschi neu orientieren und werde den Club Ende Saison verlassen.

Das Wort Neuorientierung stösst dem ehemaligen Profi sauer auf. «Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich keine andere Lösung mehr sah, als zu kündigen», so der 38-Jährige gegenüber Mysports. Der Boulevardpresse ist später zu entnehmen, der Sportchef habe mit der grossen Kelle anrühren wollen und schon im letzten Jahr das Budget überzogen. Insider sagen, ein Budget habe nie existiert.

Brisant? Bärtschis Abgang reiht sich ein in eine ganze Liste von Kündigungen, angefangen beim ehemaligen Geschäftsführer Pascal Signer, der mitten in der letzten Saison das Handtuch warf. Gerüchte, wonach Signer und Präsident Mike Schälchli das Heu nicht mehr auf der gleichen Bühne hatten, halten sich bis heute hartnäckig.

Acht Abgänge in zehn Monaten

Nach Signer haben auch der Finanzchef, die HR-Mitarbeiterin, der Sicherheitschef, die für den Spielbetrieb zuständige Person, Teamchef Beat Equilino und nun Bärtschi ihre Jobs quittiert. Die eben erst eingestellte Marketing- und Kommunikationsleiterin hat bereits während der Probezeit gekündigt. Acht Abgänge innerhalb von zehn Monaten? Das wirft Fragen auf.

Hört man sich im und um den Club um, fällt immer wieder der Name Schälchli. Seit drei Jahren steht der umtriebige Event-Veranstalter dem EHC als Präsident vor, obwohl ihm aufgrund von möglichen Interessenkonflikten einst davon abgeraten wurde. Grund? Schälchlis Tit-Pit GmbH holt seit 2012 für Kloten die Sponsorengelder ein.

Als Schälchli 2018 von Hans-Ueli Lehmann beauftragt wird, die Nachfolge zu regeln, übernimmt Rolf Tresch. Doch der starke Mann bleibt Schälchli. Sieben Monate später, just an Heiligabend, übernimmt er das Präsidium. Er sehe sich als leisen Präsidenten, sagt Schälchli. Und stützt Kloten dank seines grossen Netzwerks breiter ab. Der Club kommt zur Ruhe. Doch Schälchli eckt auch an.

Der Vorwurf? Der Präsident mische sich überall ein, wolle alle wichtigen und auch unwichtigen Entscheidungen selbst treffen. «Er wurde gefährlich mächtig, holt seine Kumpels an Bord und baut ein System auf, das ihn unentbehrlich macht», sagt ein Insider, der anonym bleiben will. Auffallend? Viele der auf der Geschäftsstelle beschäftigten Personen haben einen Bezug zu Tit-Pit. Auch der neue CEO.

Anjo Urner fungierte als Head of Sports bei Tit-Pit, die wiederum vor Jahresfrist von der Swiss League mit der Vermarktung beauftragt wurde. Das Mandat wurde jedoch im Sommer aufgelöst. Einnahmen wurden keine generiert. Stattdessen fehlten den Clubs 375’000 Franken.

«Hirnverbrannter Blödsinn»

Schälchli selbst will sich nicht äussern. Dass der Präsident zu mächtig sei, sorgt bei Aktionär und Beirat Jan Schibli für Kopfschütteln. «Ein hirnverbrannter Blödsinn», sagt der Elektrounternehmer, dessen Firma den EHC seit Jahrzehnten unterstützt. «Wir haben 18 Eigentümer, zwei stiessen neu dazu. Es gibt viele Interessen. Mike versucht, das Ganze zu orchestrieren, was nicht immer einfach ist.» Schibli, der beim Beinahe-Konkurs 2012 viel Geld verlor, spricht von klaren Strukturen. Viele würden ein finanzielles Risiko tragen. Da könne keiner schalten und walten, wie er wolle. «Nie in den letzten 15 Jahren war es sauberer und transparenter.»

Die Nähe zu Tit-Pit stelle kein Problem dar. «Mike ist nicht Alleininhaber dieser Agentur und als Privatperson Präsident des EHC», so Schibli. Urner, der nun bei Kloten unter Vertrag steht, spricht von einem Vorteil, würden einige auf Mandatsbasis für den EHC arbeiten. «Sie stehen im Sommer, wenn wenig los ist, nicht auf der Lohnliste.»

Laut Schibli stammt Urner aus seinem Kreise, was der CEO bestätigt. «Ich bin nicht Mikes Kollege. Ich lernte ihn über Jan (Schibli, die Red.) kennen, dessen Firma den UHC Uster unterstützt», sagt Urner. Auch andere Kandidaten seien zur Wahl gestanden. Er habe sich dem Verwaltungsrat vorstellen müssen. Dass nun von Unruhe die Rede ist, trifft Urner. 13 Angestellte würden gerade gemütlich beim Feierabendbier oder vor einem Aperol Spritz sitzen. Die Stimmung sei super.

Offen bleibt die Frage, wie es mit Bärtschi weitergeht. Offenbar soll ihm die Medienmitteilung vor dem Versand vorgelegt worden sein. Doch er habe zu spät reagiert. «Wir haben ihm im Hinblick auf die nächste Saison keine verlässlichen Zahlen geben können. Zu gross sind die Unsicherheitsfaktoren. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt», so Schibli.

Eine Freistellung des Sportchefs stehe nicht zur Debatte. Schibli: «Er verfügt über eine Kündigungsfrist und ist sehr wertvoll. Es gibt keine Bad Feelings.» Trotzdem braucht man kein Prophet zu sein, um zu erahnen, dass Bärtschi kaum bis April 2023 in Kloten tätig sein wird.
Man muss Schibli auf ewig dankbar sein. Er investiert seit Jahren sein Vermögen in den EHC. Doch man muss auch sehen, dass Schibli in all den Jahren nie erkannt hat was wirklich läuft im Dunstkreis des Präsidiums. Wenn er also jetzt von „hirnverbranntem Blödsinn spricht“ hilft das wenig und zeugt nicht von coolness oder gar faktenbassierter Antwort auf die Gerüchte.
Er ist irgendwie ein reicher Fan der sich sein Fansein etwas kosten lässt.
 
Man muss Schibli auf ewig dankbar sein. Er investiert seit Jahren sein Vermögen in den EHC. Doch man muss auch sehen, dass Schibli in all den Jahren nie erkannt hat was wirklich läuft im Dunstkreis des Präsidiums. Wenn er also jetzt von „hirnverbranntem Blödsinn spricht“ hilft das wenig und zeugt nicht von coolness oder gar faktenbassierter Antwort auf die Gerüchte.
Er ist irgendwie ein reicher Fan der sich sein Fansein etwas kosten lässt.
Danke für den interessanten Input. Könntest Du noch etwas mehr darauf eingehen? Würde mich interessieren, was Du hier ansprichst. Ich bin mir nicht ganz sicher seit wann genau Schibli mit dem grossen Portemonnaie mitspielt, aber sicherlich seit der Bircher-Ära. Heisst das nun, dass Schibli weder bei Bircher, noch Gaydoul oder Lehmann oder Schälchli jemals ganz den "Durchblick" hatte bzw. sein Geld war immer willkommen, aber sonst war er "aussen vor"?
 
Danke für den interessanten Input. Könntest Du noch etwas mehr darauf eingehen? Würde mich interessieren, was Du hier ansprichst. Ich bin mir nicht ganz sicher seit wann genau Schibli mit dem grossen Portemonnaie mitspielt, aber sicherlich seit der Bircher-Ära. Heisst das nun, dass Schibli weder bei Bircher, noch Gaydoul oder Lehmann oder Schälchli jemals ganz den "Durchblick" hatte bzw. sein Geld war immer willkommen, aber sonst war er "aussen vor"?
Wenn Du denn letzten Satz liest, verstehst Du was ich meine. Ein FAN sieht und hört nur was er will. Ich denke Schibli ist ein Fan.
 
Tagi / Kristian Kapp zum Spiel gegen Bern:

Overtime-Niederlage

Kloten fordert dem SC Bern alles ab

Der Aufsteiger führt früh 2:0 und rettet sich mit einem leidenschaftlichen Abwehrkampf in die Overtime. Dort schenkt der EHC allerdings dem SCB das 3:2-Siegtor.
Wenn das oft unfaire Torhüterleben kurz zusammengefasst werden soll, dann eignet sich dieses Spiel vorzüglich dafür. Juha Metsola ist der tragische Held des Spiels. Der Finne hält Schuss um Schuss, 40 sind es am Ende, er hält damit für Aufsteiger Kloten das 2:2 gegen den SCB fest und rettet seine Mannschaft in die Overtime. Doch weil er dort einen Gegenangriff zu hastig lanciert und den Puck nicht richtig trifft, erlaubt er Berns Tristan Scherwey quasi ein Gratis-Tor zum Sieg. Danach darf Metsola auch noch das Präsent für die Wahl zum besten Spieler abholen – Himmel und Hölle innert Sekunden.
3:2 nach 0:2 - für den SCB gibt es das zweite Happy End per Aufholjagd innert gut 24 Stunden, auch am Freitag gegen Rapperswil-Jona siegten die Berner 3:2, nachdem sie zu Beginn des Schlussdrittels noch 1:2 zurücklagen.

Drei Spieler raus, drei Spieler rein

Der EHC Kloten darf von diesem Abend trotz Niederlage einiges Positives mitnehmen – nicht bloss den Punkt fürs Erreichen der Overtime. Seinem Trainer Jeff Tomlinson steht keine Mannschaft zur Verfügung, die in den letzten Jahren als National-League-tauglich bezeichnet worden wäre. Dafür kann der Aufsteiger nichts, in den letzten beiden Jahren gab es wegen Corona schliesslich nur Promotion, aber keine Relegation. Und so konnten sich die Neulinge Ajoie und Kloten auf dem Spielermarkt jeweils gar nicht bei einem Absteiger bedienen.
Was Kloten dafür hat, ist Breite im Kader. Diese erlaubt Tomlinson Manöver wie jene gegen Bern. Am Abend zuvor hatte Kloten in Davos 0:7 verloren, was den Headcoach zu gleich drei Wechseln verleitete. Alexei Dostoinov, Martin Ness und Luca Capaul nimmt er aus dem Line-up, die beiden ersteren sind NL-erprobte Stürmer, letzterer ein von der ZSC-Organisation zu Kloten gestossenes Verteidiger-Talent. In die Aufstellung wirft er die Angreifer Kevin Lindemann (20), der damit sein NL-Debüt feiert, und Andri Spiller, sowie Abwehrspieler Matteo Nodari.
Und Tomlinson beordert sein grosses Verteidiger-Talent David Reinbacher ins erste Verteidiger-Paar neben den schwedischen Abwehrchef Lucas Ekestahl-Jonsson. Der erst 17-jährige Österreicher steht am Ende knapp 15 Minuten auf dem Eis und damit in seinem dritten NL-Spiel so viel wie noch nie.
(Fast) all diese Namen illustrieren die Diskrepanz auf dem Papier zwischen Kloten und Bern. Der SCB hat nach drei schwachen Saisons massiv aufgerüstet, es stiessen Schweizer Hochkaräter wie Romain Loeffel, Joël Vermin und Nordamerika-Rückkehrer Sven Bärtschi dazu – allesamt Spieler, von denen Kloten nicht einmal träumt. Dass ein direkter Aufprall dieser Welten auch mal schmerzhaft sein kann, erfährt Reinbacher zu Beginn des Mitteldrittels, als er in einen harten Check Vermins läuft, der ihm für ein paar Momente gleich die Luft nimmt – danach spielt der Youngster aber souverän und abgeklärt weiter.
Es ist eine symbolische Szene für das Aufeinandertreffen der beiden Teams. Der EHC Kloten nützt zunächst den unkonzentrierten Beginn des Gegners zu einer frühen 2:0-Führung. Danach stemmt er sich mit allen Mitteln gegen die klar spielbestimmenden Berner. Das geht mal besser, mal schlechter. Und als die Klotener gegen Ende des Mitteldrittels kaum noch aus der eigenen Zone kommen, zieht Tomlinson per Time-out die Notbremse und gibt simple Anweisungen: Scheibe tief hinters gegnerische Tor, einfach spielen, die sechs Minuten bis zur zweiten Pause überleben.

Kloten schafft mehr als bloss das, bis zum Ende der regulären Spielzeit hält der EHC das 2:2 und setzt mehrfach kleine Nadelstiche in der Offensive. Zum Sieg reicht es dennoch nicht – Kloten wartet damit auch nach vier Spielen auf das erste Erfolgserlebnis.
 
«Der Gegner denkt noch einen Tick schneller als wir»
Fünf Spiele und genauso viele Tore, zwei Punkte und Platz 13 – die Startbilanz des NL-Rückkehrers fällt für manche Fans ernüchternd aus. Jeff Tomlinson sieht seine Klotener auf Kurs. Aber auch auf einem schmalen Grat.

Peter Weiss
Publiziert: 29.09.2022, 17:09


«Wir wussten, dass es schwer wird, es überrascht mich daher nicht, dass wir nach diesen fünf Spielen nicht besser dastehen. Alles ist in etwa so, wie ich es erwartet hatte, auch wenn wir sicher ein bis zwei Punkte mehr verdient hätten», sagt Jeff Tomlinson, und fügt an: «in den Heimspielen.» Zuhause habe seine Mannschaft gut gespielt, auswärts aber «ganz schlecht.» Der frappante Unterschied zwischen den Partien in der heimischen Stimo Arena, in denen sein Team punktete oder bis kurz vor Schluss kurz davor stand, und den haushohen Niederlagen in Davos und zuletzt am Dienstag in Freiburg ist dem Klotener Cheftrainer aber keinesfalls rätselhaft.

«In den Heimspielen haben wir phasenweise gesehen, dass wir mit jedem Gegner gut mithalten können, wenn jeder einzelne Spieler an sein individuelles Limit geht», führt er aus. «Das gibt uns Mut, weil wir sehen, dass es so funktionieren kann. Das Problem ist nur: Wir brauchen wirklich alle, und wir brauchen die 100 Prozent.» In den bisherigen Auswärtspartien hätten sie «zwei bis drei Prozent weniger gut gespielt – aber das reicht schon, um zu gravierenden Folgen zu führen.»

«Vielleicht müssen wir auswärts anders spielen.»
Jeff Tomlinson​
Da diese kleine, aber für Kloten entscheidende Differenz ein Stück weit normal sei, denkt Tomlinson über Anpassungen im System nach. «Vielleicht müssen wir auswärts anders spielen, vielleicht etwas mehr auf Sicherheit gehen, und den richtigen Moment für die Offensive abwarten.» Auch das sei Teil eines Prozesses, an dessen Anfang man sich erst befinde, und der dem einen grossen Ziel diene: «Wir müssen einen Weg finden, um in dieser Liga zu bestehen.»

Willkommen in der Tischtennis-Liga
Vor allem an das höhere Tempo in der National League müssten sich seine Spieler anpassen, erklärt Jeff Tomlinson. Und das gelte für alle: jene, die in ihrer bisherigen Karriere vor allem eine Etage tiefer spielten, jene, deren National-League-Erfahrungen schon ein paar Jahre zurückliegen. Und auch für die Ausländer. Dass abgesehen von Jonathan Ang, der schon vier Tore erzielte, und Goalie Juha Metsola bisher noch keiner von ihnen herausragte, beunruhigt ihren Trainer nicht. «Natürlich möchte man immer mehr, aber ich beurteile die Spieler nicht nach Punkten und Toren, es geht ja auch um ihre Arbeit in der Defensive», sagt Tomlinson dazu. «Die Schweizer Liga ist brutal schnell, es geht hin und her, manchmal so wie im Tischtennis. Sie brauchen Zeit, um sich daran zu gewöhnen.» Auch diesbezüglich sei er nicht überrascht, betont der 52-Jährige.

Der Deutsch-Kanadier nennt zwei konkrete Punkte zur Verbesserung, die sein Team, egal ob auf heimischem oder fremdem Eis, umzusetzen habe: «Erstens müssen wir disziplinierter spielen, acht Strafen pro Match sind klar zu viele. Und zweitens müssen wir die einfachen Scheibenverluste abstellen, die zu den blöden Turnovers und einfachen Gegentoren geführt haben.» Lande der Puck dennoch beim Kontrahenten, müsse das Umschalten von Angriff auf Abwehr besser funktionieren. «Der Gegner denkt noch einen Tick schneller als wir, das ist ein grosser Teil des Liga-Unterschieds.»

Die nächsten Gelegenheiten, diesen zu verkleinern, bekommt der Aufsteiger am Freitagabend in Lugano sowie tags darauf in der Stimo Arena gegen den Meister Zug. Captain Steve Kellenberger, Dario Meyer und Jordan Schmaltz werden in beiden Partien verletzt fehlen, die Einsätze der beiden angeschlagenen Patrick Obrist und Nicholas Steiner sowie des leicht erkrankten Luca Capaul sind fraglich.
 

Montreal

Törliöffner
Der Skorer, der von unten kam


Nach sieben Spielen führt Jonathan Ang die Skorerliste des National-League-Rückkehrers Kloten an –ausgerechnet der Stürmer, der aus der Swiss League zum EHC stiess. Der Kanadier macht keine grosse Sache daraus.



Für das Interview auf der Medientribüne ganz oben unter dem Dach in der Stimo Arena hat sich Jonathan Ang zwischen Eistraining und freiem Nachmittag genügend Zeit genommen. Interessiert und geduldig hört der 24-jährige Kanadier mit malaysischen Wurzeln zu, fragt geduldig nach, antwortet freundlich-professionell – und lässt immer wieder sein herzliches Lächeln aufblitzen. Bei manchen Fragen sucht der auf dem Eis so blitzschnelle Flügel indes auffallend lange nach einer Antwort. Immer dann, wenn es um seine persönliche Leistung in der bisherigen Saison geht, wirkt er etwas verlegen. Warum ausgerechnet er, der vom HC Thurgau, Klotens Playoff-Halbfinalgegner der vorigen Saison in der Swiss League, zu den Zürcher Unterländern stiess, offensichtlich am schnellsten in der höchsten Schweizer Liga angekommen ist und vom ersten Match an ins Tor traf, kann er sich selbst nicht erklären.
«Ich habe im Sommer genau gleich trainiert wie sonst und mache auch jetzt genau gleich weiter – ich spiele einfach Hockey und glaube an mich selbst», sagt Ang schliesslich. Er habe nicht gewusst, was ihn in der National League erwarte, und sich darum nur darauf konzentriert, was er am besten tun könne, um dem Team zu helfen. Dass es seinen Mitspielern, auch jenen, die aus höheren, ausländischen Ligen neu in die Schweiz kamen, punkto Torproduktion noch nicht so gut laufe, dafür könne es bei jedem von ihnen verschiedene Gründe geben. Er selbst habe im Laufe seiner Karriere Phasen erlebt, in denen er alles wie sonst auch tat – und trotzdem dem Torerfolg vergeblich hinterherrannte. «Das ist normal und kann immer mal vorkommen», sagt der Flügel. Sein Rezept, um aus solchen Phasen herauszufinden? «Ruhig bleiben, hart weiterarbeiten und sich weiterhin selbst vertrauen, dann kommt es irgendwann gut.»
Ein Motto, das er auch auf das ganze Klotener Team in der Frühphase der ersten National-League-Saison bezieht. Dabei sei ihm bewusst, dass jeder auf eine Negativserie, wie sie die Klotener zu Beginn der Saison durchlebten, anders reagiere. «Wenn wir die beiden Spiele, in denen wir in die Overtime gekommen sind, gewonnen hätten, sähe das Ganze schon anders aus», schätzt Ang.

Den Niveau-Unterschied zwischen der Swiss und der National League hat freilich auch Jonathan Ang bemerkt. «Das Spiel ist viel schneller, man hat viel weniger Zeit», beschreibt er. «Darum muss man immer schon, bevor man den Puck bekommt, eine Idee haben, was man damit vorhat.» Womöglich liegt hier auch der Schlüssel dafür, dass ihm die Anpassung ans höhere Niveau so nahtlos gelang: Der 1,81 Meter grosse und mit seinen 75 Kilogramm vergleichsweise schmächtig wirkende Filigrantechniker ist von Haus mit Hochtempo auf dem Eis unterwegs.[/COLOR]

Fast schon ein vertrautes Bild: Jonathan Ang lässt sich von seinen Klotener Teamkollegen als Torschütze feiern.

Dabei kommen Ang seine eisläuferischen Stärken zugute. Sie schulte er schon früh – und tat dies auch heuer in der Sommerpause, als er vor dem Trainingsstart in Kloten einige Wochen bei seiner Familie in Kanada verbrachte. Dort arbeitete er einmal mehr mit Dawn Braid zusammen. Über die ehemalige Eiskunstläuferin, die bereits mit 17 Jahren als Schlittschuh-Trainerin für Eishockeyspieler begann und 2016 als erste Frau überhaupt einen Vollzeit-Job als Coach in der NHL bekam, sagt Ang: «Was meine Schlittschuh-Technik angeht, verdanke ich ihr alles.» Ein echtes Geheimnis für seinen guten Saisonstart sieht er im sommerlichen Einzel-Eislauftraining indes nicht. «So etwas machen viele, das ist normal.»Und ganz der bescheidene Profi, der selbstkritisch immer weiter an sich arbeitet, fügt er an: «Ich hätte in den ersten Spielen vieles besser machen und mehr Chancen nutzen können.»


Dass er in den ersten sieben NL-Partien fünf Tore und zwei Assists beisteuern konnte, freue ihn – das Vertrauen seiner Trainer zu spüren, ebenfalls. Letzteres trug ihm die Beförderung in Klotens erste Angriffslinie bei, in der Jonathan Ang seit dem dritten Saisonspiel an der Seite des finnischen Centers und Olympiasiegers Miro Aaltonen und zuletzt zweimal mit dessen Landsmann Arttu Ruotsalainen am anderen Flügel auflief. «Wir beginnen, eine gute Chemie zu entwickeln, lernen unsere Spielweise immer besser kennen», sagt er dazu. «Wir haben dieselbe Einstellung, und ich denke, wir ergänzen einander gut: Miro ist ein sehr guter Center mit viel Geduld und einem guten Auge für die Pässe im richtigen Moment. Das erlaubt mir noch besser, meinen Speed einzusetzen. Arttu spielt ähnlich wie ich, und alle drei sind wir technisch geschickt, wollen den Puck, können ihn halten, etwas damit anfangen – darum vertrauen wir einander.» Einen Anspruch auf einen Platz im ersten Block möchte er daraus indes nicht ableiten. «Ob erste oder dritte Linie, ist mir wirklich nicht wichtig – so lange ich auf die Art und Weise Hockey spielen kann, wie ich es möchte.»​


Überhaupt fühle er sich in Kloten, wo er seit dem Beginn des Sommertrainings auch wohnt, rundum wohl – sowohl im Kreis seiner Mitspieler, mit denen er auch privat vieles gemeinsam unternehme, als auch ausserhalb der Eishalle. «Kloten ist grösser als Weinfelden, und nahe bei Zürich, das gefällt mir», sagt Jonathan Ang. In seiner freien Zeit habe er auch schon andere Teile der Schweiz gesehen. Die malerischen Aussichten, die Sauberkeit und Ruhe haben es ihm angetan, ebenso wie die «superfreundliche und respektvolle» Art, mit der ihm die Menschen begegneten. Förmlich zum Schwärmen bringt ihn gar die Ambiance in den hiesigen Hockey-Arenen: «Ich liebe unsere Fans, hier wird viel mehr gesungen und Stimmung gemacht als in Nordamerika, das spornt uns an.

Trotz aller Vorzüge hierzulande – das grosse Ziel des Kanadiers, der laut eigener Erinnerung als Zweijähriger in seiner Heimatstadt Markham im Bundesstaat Ontario mit dem Eishockey begann und als Kind in jeder freien Minute im Winter auf den gefrorenen Teichen dem Puck nachjagte, bleibt die National Hockey League. «Jeder will dort einmal hin», sagt der 24-Jährige dazu. «Und ich bin noch immer jung.» Im Entry Draft 2016 zogen ihn die Florida Panthers, 2018 und 2019 trainierte er im Sommer-Camp der NHL-Organisation mit und bestritt Testspiele. Zu Einsätzen in der besten Eishockey-Liga der Welt reichte es ihm damals nicht, stattdessen absolvierte er zwei Spielzeiten für das Panthers-Farmteam Springfield Thunderbirds in der AHL. Wie nahe er in dieser Zeit am Sprung in die NHL stand, könne er nicht sagen, auch nicht, warum es dafür noch nicht reichte. «Ich habe immer hart trainiert und mein Bestes gegeben», kommentiert Ang, «aber ich war damals noch jung und hatte keine so klare Idee von meiner Spielweise.»
Da er weiss, dass immer wieder Spieler aus der Schweiz in die NHL wechseln, glaubt er daran, es eines Tages auch zu schaffen. Allzu viele Gedanken mache er sich darüber aber nicht. Weiter als vier, fünf Jahre blicke er nie voraus. «Man darf nicht vergessen, dass viele hier in der Schweiz spielen wollen – es hier in die Liga zu schaffen, ist nicht selbstverständlich», betont Ang. Er wolle einfach Eishockey spielen, solange er könne, es geniessen – und gute Leute um sich herum haben. All das sieht er in Kloten für gegeben an.
Und seinem neuen Team werde es bald besser laufen, fügt er an, «das ist sicher.» Klotens erster Saisonsieg vom vorigen Freitag in Lugano könne sich als Wende zum Besseren erweisen.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Tagi / Kristian Kapp heute 11:30 Uhr zu Reinbacher:

David Reinbachers Aufstieg

Für den Lichtblick in Kloten sorgt ein Teenager

Der 17-jährige Verteidiger aus Österreich lässt inmitten vieler Niederlagen selbst die Gegner staunen.

Die Szene am Samstag vor Biels 3:1 gegen Kloten ist am Ende bloss eine Randnotiz, da die Zürcher 2:6 und damit schon wieder hoch verlieren. Insgesamt bleibt der Aufsteiger zum achten Mal in neun Spielen sieglos. David Reinbacher steckt bei diesem Gegentreffer mittendrin, Biels Routinier Luca Cunti stibitzt ihm den Puck vom Stock und sorgt für einen simplen Treffer Mike Künzles.

Dieser Fehler ist indes nicht repräsentativ für den Verteidiger. Um zu erklären, welch eine Saison ihm bislang gelingt, eignet sich eine kleine Episode aus einer anderen Partie. Es ist beim 1:9 in Freiburg, wo plötzlich auch unter den Verteidigern Gottérons ein junger Klotener zum Gesprächsthema wird: Wer das sei. Wie ruhig der spiele. Ist der wirklich erst 17?

David Reinbacher entzückt in seiner ersten Saison in der NL also selbst die Gegner. Und was sagt er selbst? «Ich kann all das, was gerade passiert, kaum beschreiben.» Reinbacher gesteht, innerlich jedes Mal zu grinsen, wenn er in einen Zweikampf mit Spielern wie Genfs Valtteri Filppula gerate: «Ich hatte zuvor nie erlebt, dass einer auf mich zufährt, der über 1000-mal in der NHL gespielt hat.»

Der Stoff, aus dem Trainerträume sind

Reinbacher schwärmt vom Vertrauen von allen Seiten, vor allem von der Trainercrew mit Headcoach Jeff Tomlinson. Dieser verzeiht ihm auch Fehler, die gerade jungen Verteidigern häufig unterlaufen – so wie in Biel, wo Reinbacher am Ende dennoch knapp 19 Minuten auf dem Eis stehen darf. Seine Rolle wurde von Spiel zu Spiel immer grösser, mittlerweile darf er neben dem Schweden Lucas Ekestahl Jonsson im ersten Verteidigerpaar ran.

Tomlinson lässt ihn zudem in der zweiten Powerplay-Linie regelmässig als Steuermann an der blauen Linie spielen. Am Freitag gegen Ambri gab es erstmals gar einen Schnuppereinsatz in der ersten Formation mit den Imports Jonathan Ang, Arttu Routsalainen und Miro Aaltonen.

Und alle zeigen die Freude an ihrem Teenager, ihrem «Kiddo», wie ihn Ekestahl Jonsson nennt. Auch andere haben ihren eigenen Spitznamen für den Jüngsten: Für Assistenztrainer Saku Martikainen, der sich um die Verteidiger kümmert, ist er der «Golden Nugget». Das ist in der Welt einer Eishockeykabine nicht Häme, sondern Wertschätzung.

Denn egal, ob bei 5 gegen 5 oder im Powerplay, Reinbacher spielt erstaunlich cool. Dann, wenn er in der Defensivarbeit seinen ruhigen Stock einsetzt und dabei die Handschrift seines Trainers erkennen lässt. Oder wenn er im Spielaufbau auch unter Druck gute Pässe spielt und die komplizierten Dinge nicht bloss Ekestahl Jonsson überlässt.
Bei all diesen Aktionen wirkt der Verteidiger reifer als ein 17-jähriger Rookie. Dazu ist er 1,89 Meter gross und Rechtsschütze – das ist der Stoff, aus dem Trainerträume von Verteidigern sind. Erstaunlich, dass Reinbacher zwar von NHL-Scouts beobachtet wird, vorerst aber noch kaum auf einschlägigen Expertenlisten für den Draft 2023 figuriert.

Die gesuchte Abwechslung vom Eishockey

Und bevor bei Schweizer Eishockeyfans die Vorfreude auf einen künftigen Nationalspieler aufkommt: Das wird nicht passieren. Reinbacher ist Österreicher, und deren Schweizer Nationaltrainer Roger Bader überlegt sich, ihn im November beim Deutschland-Cup bei den Erwachsenen debütieren zu lassen.
Reinbacher ist aus Lustenau, er wechselte wie so viele Vorarlberger früh auf die andere Seite der Landesgrenze nach Widnau zum Ausbildungsclub Rheintal. Er spielt darum mit Schweizer Lizenz und gilt nicht als Ausländer. Klotens damaliger U-15-Coach Beat Lautenschlager machte dem Verteidiger vor vier Jahren den EHC schmackhaft, sein zwei Jahre älterer Bruder Tobias hatte bereits eine Saison zuvor den Schritt zu Klotens Partnerteam Bülach getätigt.
Reinbachers Vater Harald fuhr ihn ein Jahr lang täglich hin und her, weil das Heimweh bei David zunächst zu gross war, um bei einer Gastfamilie zu wohnen. Danach zog er nach Kloten, wo die beiden nun eine Wohngemeinschaft bilden. Und obwohl auch Harald früher Eishockey spielte, ist zu Hause der Sport nur selten Thema. Das will David explizit so, das gilt auch für Besuche in Österreich: «Ich bin ein sehr familiärer Mensch. Und es tut mir gut, wenn sich nicht immer alles nur um mich als Hockeyspieler dreht.»

Wann es mit der Ruhe vorbei ist

Ablenkung findet Reinbacher auch bei seiner Ausbildung an der United School of Sports, einer Berufsfachschule in Zürich für junge Sportler, wo er im dritten Jahr nun auch in kleinem Pensum einem Job als Recruiter nachgeht. Das ist ganz in seinem Sinne: «Hätte ich all das nicht, würde ich nach den Trainings zu Hause die Spielkonsole einschalten. Und das will ich nicht.»
Für ein neues Hobby bleibt dennoch Zeit: Reinbacher wohnt in der Nähe des Golfplatzes in Augwil, in einem Jahr will er die Platzreife erlangt haben. Die Besonnenheit im Spiel hilft ihm auch auf dem Green, er macht bereits grosse Fortschritte. Aber bei einem besonderen Schlag, und da werden etablierte Golfer mitfühlen, ist fertig lustig mit der Ruhe: «Das Putten ist wirklich nervenzertrümmernd …»
 
Tagi / Dominic Duss, publiziert 13.10. / 19:46

EHC-Kloten-Captain Kellenberger
«Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren»
Der Aufsteiger steht vor wegweisenden Heimspielen gegen die SCL Tigers und Ajoie. Captain Steve Kellenberger erörtert auf der Tribüne, welche Fehler sein Team nicht mehr begehen darf.

In Lugano fuhr der EHC Kloten im sechsten Spiel mit 5:4 den ersten Saisonsieg ein. Darauf folgten jedoch drei hohe Niederlagen: 1:5 gegen Zug, 0:6 gegen Ambri und 2:6 in Biel. «Das nagt langsam am Selbstvertrauen», sagt Steve Kellenberger. Der Captain des Aufsteigers verpasste all diese Partien, wie auch die 1:9-Schlappe in Freiburg vor dem Erfolg im Tessin, wegen eines im Training erlittenen Muskelfaserrisses im Oberschenkel. In der Garderobe gibt er dem Team vor und nach den Trainings sowie nach Heimspielen dennoch jeweils Impulse.

Zuschauen zu müssen, das fällt dem Klotener Urgestein schwer. «Ich würde gerne helfen», seufzt er. Gerade in dieser Phase, in der es der Mannschaft zuletzt nicht lief und sie sich nun aufrappeln muss. «Die Resultate sehen schon brutal aus.» Kellenberger sah allerdings auch Fortschritte: «Gegen Ambri und Biel kassierten wir wenig Strafen.» Nur deren drei. Durch die vielen Ausschlüsse in vorhergehenden Spielen – sieben waren es gegen Zug – seien mögliche Punkte verloren gegangen. «In Unterzahl können wir kaum Torchancen kreieren», ergänzt der 35-Jährige. Deshalb gelte es besonders in der Offensivzone, unnötige Fouls zu vermeiden.
Mehr Offensivzeit erarbeiten
Auch grobe Schnitzer, die dem Gegner gefährliche Torchancen eröffnen, dürfen sich die Zürcher Unterländer nicht leisten. «Individuelle Fehler müssen wir abstellen und defensiv konsequent arbeiten, die gegnerischen Spieler von unserem Tor wegschaffen und so Nachschüsse verhindern», betont Kellenberger. «Verhebe» müsse das Spiel in der eigenen Zone. «Kassieren wir im dümmsten Augenblick ein Gegentor, schiessen wir uns ins eigene Bein.» Wie zuletzt in Biel, als ihnen 66 Sekunden nach dem Anschlusstreffer zum 2:4 im Powerplay durch Topskorer Jonathan Ang mit dem 2:5 in der 48. Minute der Wind aus den Segeln genommen wurde. Kellenberger spricht von einem Genickbruch.

«Ein Tor kann viel auslösen.»
Kloten-Captain Steve Kellenberger

Wichtig ist zudem, den Torerfolg zu suchen. Erst 13 Treffer erzielten die Klotener in neun Runden. «Wir müssen dorthin gehen, wo es wehtut – ein Tor kann viel auslösen», so der Captain. Mehr Offensivzeit und sich so zusätzliche Abschlussmöglichkeiten erarbeiten, lautet die Devise. Das alles klingt in der Theorie so simpel, ist es in der Praxis aber nicht. Vor allem, wenn sich die Spieler selbstkritisch hinterfragen und dadurch verkrampfen. «Dann klappen Sachen nicht mehr, die sonst funktionieren», weiss der Routinier aus eigener Erfahrung.
«Die Angewöhnungszeit ist vorbei»
An Erfahrung in der National League fehlt es den Klotenern unbestritten. «Gerade die Jungen hatten noch gar nie dort gespielt», gibt Kellenberger zu bedenken. Auch andere mussten sich nach dem Aufstieg zuerst wieder ans höhere Niveau herantasten. «Es brauchte für alle eine gewisse Angewöhnungszeit, doch die ist jetzt vorbei», sagt der gebürtige Bassersdorfer. Nun sei die Zeit gekommen, nicht nur davon zu sprechen, dass das Team aus Niederlagen seine Lehren ziehe, sondern diese auch umzusetzen. «Wir müssen cleverer spielen und bis zum Umfallen kämpfen.»

Das müssen die Klotener gerade in den beiden bevorstehenden Heimspielen tun. Am Freitag kommen die SCL Tigers an den Schluefweg und nächsten Dienstag ist Ajoie zu Gast. Dazwischen tritt der EHC am Samstag in Genf an. Mit einem Vollerfolg über die Emmentaler könnte die Rote Laterne an diese abgegeben werden. Alle im Team wissen, was auf dem Spiel steht. Der Captain sagt dazu: «Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren, müssen hinten dran bleiben.» Das lässt sich sowohl auf die Tabellensituation – Langnau liegt zwei Punkte vor Kloten, Ajoie gar mit deren fünf auf Rang 10 – als auch auf die Defensive beziehen. Die zwei Sechspunkte-Spiele können wegweisend für den weiteren Saisonverlauf sein.
Vollgas mit den Fans im Rücken
Steve Kellenberger verfolgt die Auftritte seiner Mannschaft erneut von der Tribüne aus mit. Seine Blessur ist zwar soweit gut verheilt, doch er will nichts überstürzen und tastet sich nächste Woche ans Eistraining heran. Vielleicht sei er fürs Zürcher Derby am Samstag, 22. Oktober, wieder einsatzbereit. «Da wäre ich natürlich gerne dabei.» Auch Dario Meyers Comeback dürfte bald erfolgen. Der Stürmer absolvierte nach seiner Unterkörper-Verletzung bereits erste Laufeinheiten auf dem Eis.

Der Partie gegen die SCL Tigers blickt Kellenberger zuversichtlich entgegen. Zumal er überzeugt ist, dass seine Teamkollegen alles daran setzen werden, um den ersten Heimsieg der Saison zu realisieren. Diesen sind sie auch den Fans schuldig, die am vergangenen Freitag trotz des 0:6 gegen Ambri nach Spielende auf den Stehplätzen nicht verstummten und tags darauf in Biel ebenso für Stimmung sorgten. «Ihre Unterstützung ist gewaltig und extrem hoch zu werten», lobt der Captain ihren Durchhaltewillen. Mit ihnen im Rücken sollen die Tigers und dann die Jurassier gebodigt werden.
 
Der Tagi / Dominic Duss widmet sich bereits ein erstes Mal dem neuen Sportchef. Publiziert heute, 19.10.2022/18:11

Aus der DEL in die National League

Klotens neuer Sportchef ist erfolgsbesessen

Am 1. November tritt Larry Mitchell sein Amt beim Aufsteiger an. Der Deutsch-Kanadier stellt sich vor – und hat bereits erste Baustellen am Schluefweg erkannt.
Mit Larry Mitchell verpflichtet Kloten einen neuen Sportchef, der hierzulande ein quasi unbeschriebenes Blatt ist. Neuland ist das Schweizer Eishockey für den 55-Jährigen allerdings nicht. «Ich beobachte den Spielermarkt seit langem sehr aktiv und habe in den letzten Jahren jede Schweizer Mannschaft mindestens einmal spielen gesehen», verrät er am Telefon. In ganz Europa streckt der Deutsch-Kanadier seine Fühler nach möglichen Transfers aus. Er war auf dem Kontinent unter anderem Spieleragent für den nordamerikanischen Markt.

Zuletzt war Mitchell von 2017 bis zum Ende der vergangenen Saison als Sportdirektor im ERC Ingolstadt tätig. Nach einer enttäuschenden Spielzeit inklusive Out in der ersten Playoff-Runde wurde er freigestellt. Unter seiner sportlichen Leitung zählte der DEL-Verein zuvor zu den Topteams Deutschlands. Mitchell wurde bei seiner Verabschiedung auch für seine Arbeit im Nachwuchsbereich des Clubs gelobt.

Das ist Klotens CEO nicht entgangen. «Er hat es als Trainer immer wieder geschafft, junge Talente zu finden, zu fördern und zu bestandenen Spielern zu entwickeln. Er arbeitete in Clubs, die sich in ähnlichen Situationen wie Kloten befanden. Er kennt die ganze Eishockey-Welt, seine Referenzen sind ausgezeichnet», wird Anjo Urner in der Medienmitteilung zu Mitchells Wahl zitiert. Der Mann passt also zum EHC, der Talente fördern und in die erste Mannschaft einbauen will.

Ehrliche Arbeit abliefern

«Ich stehe für ehrliche Kommunikation», betont Mitchell. So habe er bislang in der DEL als Trainer, Scout und Sportdirektor seinen Weg beschritten. Daran soll sich nichts ändern. «Ich will bleiben, wie ich bin.» Wenn er bei einem Club unterschreibe, gebe er immer hundert Prozent. «In der Regel sind meine Arbeitstage sehr lange.» Mitchell bezeichnet sich selber als erfolgsbesessen, relativiert jedoch sogleich: «In Europa habe ich früh gelernt, dass Erfolg je nach Club etwas anderes bedeutet.» Dann spricht er davon, dass man sich stets realistische Ziele setzen müsse. «Und um sie zu erreichen, muss jeder ehrliche Arbeit abliefern.»

Seine Ziele am Schluefweg hat Mitchell noch nicht definiert. «Alles ging schnell», begründet er und verweist darauf, dass er sein Amt erst am 1. November antrete. «Lassen Sie mich anfangen und mit dem Team beschäftigen, dann kann ich eine bessere Einschätzung abgeben», lautet denn auch seine Antwort auf die Frage, wo die Klotener noch Verstärkung benötigen. Ebenso reagiert er auf die Lösung des aktuellen Abwehrproblems angesprochen: «Ich habe erst am Dienstag meinen Vertrag unterschrieben und beschäftige mich nun nach und nach mit allen Themen.»

Fehlende Kadertiefe

Kurz vor Klotens 4:3-Sieg nach Penaltyschiessen gegen Ajoie unterzeichnete Mitchell. Dieses Heimspiel hat er wie schon jene gegen die SCL Tigers (3:2) und Ambri (0:6) von der Tribüne aus mitverfolgt. Welches waren seine ersten Eindrücke von der Mannschaft? «Dass es im Grossen und Ganzen passt – und sie bereit ist, zu kämpfen.» Der EHC sei durchaus konkurrenzfähig und mit Langnau sowie Ajoie sicher auf Augenhöhe. Zudem hebt Mitchell hervor, welch wichtige Rolle einzelne Spieler einnehmen und nennt Topskorer Jonathan Ang zuerst: «Er war sehr präsent durch seine läuferische Fähigkeit.»

Erste Baustellen hat der neue EHC-Sportchef bereits erkannt: «Läuferisch können wir durchaus mithalten, doch die Spieler tun sich gegen körperlich stärkere Gegner schwer.» Zudem fehle es an Tiefe im Kader, gerade in der Defensive. «Das ist jedoch nicht verwunderlich, wer als Aufsteiger in einer höheren Liga antritt, hat in der Regel nicht die Kaderbreite wie andere Teams», gibt der zweifache Vater zu bedenken.

Keine Zeit mehr fürs Golfen

Begeistert zeigt sich Mitchell vom Trainerstab: «Alles ist abgedeckt, was man für einen Profi-Eishockeyclub in Europa braucht.» Headcoach Jeff Tomlinson, der ebenfalls Deutsch-Kanadier ist, kennt er aus dessen DEL-Zeiten – «als Gegner und Kollegen». Dem Staff und Team stellte er sich nach dem Heimspiel gegen Ajoie vor. Der EHC ist ihm aus der Vergangenheit, «den Glanzzeiten», ein Begriff. «Vier Meistertitel in Folge, das schaffen nur wenige Clubs – vielleicht Bayern München im Fussball», sagt Mitchell lachend. Und in der letzten Saison habe er mitverfolgt, wie Kloten unter Tomlinson den Aufstieg geschafft habe. «Kloten ist ein Club mit langer Geschichte und ich bin nun sehr gerne ein Teil davon», fügt er an.
 
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