Die einfachste Entscheidung überhaupt»: Wieso der Trainer Jeff Tomlinson den EHC Kloten wählte
Jeff Tomlinson führte 2018 die Rapperswil-Jona Lakers zurück in die National League. Drei Jahre später stellen ihn die Klotener an, um sie ebenfalls zur Promotion zu führen. Im Interview spricht Tomlinson über die Swiss League, seine Gesundheit – und erklärt, wieso er sich für den Gang in die Zweitklassigkeit nicht zu schade ist.
Interview: Nicola Berger14.05.2021, 12.00 Uhr
«Ich bin überzeugt, dass der Erfolgshunger bei allen Klotenern gross ist», sagt Jeff Tomlinson.
Alexandra Wey / Keystone
Sie führten die Rapperswil-Jona Lakers gerade in den Play-off-Halbfinal und galten in der National League als so etwas wie der Trainer des Jahres. Nun unterschrieben Sie einen Einjahresvertrag in der Swiss League. Wie kommt's?
Kloten zu wählen, war die einfachste Entscheidung überhaupt. Ich hatte noch ein paar andere Optionen, aber als ich zusammen mit meiner Familie eine Pro/Contra-Liste erstellt habe, gab es bei Kloten kein einziges Contra. Ich bin glücklich, hat es geklappt. Und wenn Sie die Swiss League ansprechen: Die Ligazugehörigkeit ist für mich sekundär. Ja, man verdient in der National League mehr Geld. Und ja, sie ist prestigeträchtiger. Aber Kloten hat ein grosses Potenzial, ich freue mich auf diese Herausforderung.
Was verstehen Sie unter grossem Potenzial?
Kloten gehört in die National League, das ist völlig klar. Die Infrastruktur ist hervorragend, es gibt ein grosses Publikumsinteresse von treuen Fans. Klar denke ich da: Was könnte dieser Klub in der National League bewegen, wenn er ein Budget in der Grössenordnung von, sagen wir, Biel auf die Beine stellen könnte? Das wäre interessant zu sehen.
Die Vorgabe ist sehr klar: Kloten stellt Ihnen das mit Abstand beste und teuerste Team der Swiss League zur Verfügung. Es zählt nur der Aufstieg. Sehen Sie Parallelen zu den Lakers, wo sich die Ausgangslage ähnlich präsentierte?
Ja, schon. Die Erwartungshaltung ist die gleiche. Aber wir sollten nicht vergessen, dass auch andere Mannschaften Ambitionen haben, sich verstärken und aufsteigen wollen. Wir werden gefordert sein.
Sie werden vom Assistenztrainer Fabian Sutter und vom Goalie-Coach Tim Bertsche unterstützt werden. Beide verfügen über wenig Erfahrung.
Das ist richtig, aber ich sehe das als Chance. Ich arbeite gerne mit jungen, lernbegierigen Menschen zusammen.
Viele Klotener Führungsspieler sind in die Jahre gekommen. Sorgt Sie das?
Eigentlich nicht. Es wird bestimmt Spieler geben, die sich neu erfinden und an eine andere Rolle gewöhnen müssen. Aber ich bin überzeugt, dass der Erfolgshunger bei allen gross ist.
Verlängert sich Ihr Vertrag automatisch, sollte die Promotion gelingen?
Sagen wir es so: Ich bin zuversichtlich, dass ich Trainer bleibe, sollten wir es in die National League schaffen.
Bei den Lakers verpassten Sie in dieser Saison einige Partien wegen gesundheitlicher Beschwerden. Wie geht es Ihnen heute?
Ich war mit den Lakers sehr offen, was meine Gesundheit angeht, und ich bin es jetzt auch mit Kloten gewesen. Es geht mir gut, ich bin bereit für diese Aufgabe. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Wie haben Sie sich bei den Lakers verabschiedet?
Gar nicht. Ich habe «Auf Wiedersehen» gesagt. Das machte es einfacher, sonst wäre ich zu emotional geworden.
Wie sehen Sie den Entscheid, nach einer der erfolgreichsten Saisons der Klubgeschichte den Coach zu wechseln, heute, mit ein paar Wochen Abstand?
Die Lakers waren sehr fair. Sie haben mir früh mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit mir planen. Dafür habe ich Respekt. Mir ist das lieber, als mit jemandem weiterzuarbeiten, der mich gar nicht will. Es ist sicher so, dass der Zeitpunkt von aussen betrachtet etwas speziell ist. Aber so ist das Geschäft. Die General Manager werden dafür bezahlt, dass sie diese Art von Entscheiden fällen. Und sie werden daran gemessen, ob sie richtig oder falsch liegen.