Das Unternehmen und sein Grounding
Durch den EHC Kloten eröffnete sich nicht nur meine Aussicht auf eine Sportkarriere, sondern auch auf die eines innovativen Unternehmers. Und das kam so:
Rüsche und ich beschränkten uns nicht nur auf unser Unternehmen, die Hosen älterer Herren mit Senf zu verzieren. Nein, in derselben Zeit beschlossen wir, ein EHC Kloten-Büchlein herauszugeben. Heute denke ich, es kann wie eine Art Urtyp der späteren Ausgaben „50 Jahre EHC Kloten“ und „Klotener Flugjahre“ betrachtet werden.
Wir schritten also zur Tat und schnitten leere A-4 Blätter in vier Teile zu - dies ergab das Format. Dann nummerierten und beschrieben wir die Seiten: Rüsche notierte sämtliche Matchbegegnungen mit den dazugehörigen Resultaten und Tabellen, die er sich zusammengesucht hatte, oder an die er sich noch erinnern konnte. Ich war mehr für die Texte verantwortlich. So zum Beispiel verfasste ich mit sorgfältiger, braver Schulschrift einzelne Matchberichte und Spielerbeurteilungen. Am Ende wurden alle Beiträge zusammengefügt, und dies ergab doch einen Umfang von gegen zwanzig Seiten. Nun fehlte uns noch der Buchdeckel und -rücken. Wenn ich bisher meine Mutter oft geschmäht habe, muss ihr an dieser Stelle nun Gerechtigkeit widerfahren – mindestens für die nächsten Zeilen: Sie nahm an unserem Projekt rege teil, indem sie uns aus dem Schulhaus – sie war Lehrerin – Karton, Klebefolie und allerlei Farb- und Filzstifte nach Hause brachte, und so konnten wir die Gestaltung des Covers in Angriff nehmen: Da entstanden Zeichnungen: Peter Lüthi, der im Angriff auf Gérald Rigolet zustürmt. Die tausenden Zuschauer – aneinandergereihte Kartoffelkreise bis ans Blattende. Eine grosse Resultattafel, beschriftet mit ‚Omega‘ - und ‚Kloten – Gast 12:0‘. Der Buchtitel ‚Der EHC Kloten‘ und die Namen der zwei Verfasser durften natürlich nicht fehlen. Am Ende wurde dieses Deckblatt auf Karton aufgeklebt, mit der Schere angepasst, und dann, um dem Büchlein die nötige Würde zu verleihen, mit Folie überzogen. Diese heikle Aufgabe übernahm die Mutter. Ganz zum Ende wurde das Werk gelocht und mit einem schönen Weihnachtsbändel gebunden. All diese Arbeiten waren riesig, denn jedes Exemplar wurde von Hand geschrieben, gezeichnet und zu Ende gebastelt. Rüsche und ich produzierten und produzierten, stundenlang, ja wochenlang, bis dann der grosse Moment kam und wir uns mit unseren etwa zwanzig Exemplaren von Haustür zu Haustür begaben und sie für drei Franken verkauften. Und wir brachten sie alle los, und zwar ziemlich in Windeseile. Unser Unternehmergeist war definitiv erwacht, und wir nahmen die nächste Auflage in Angriff.
Mitten in unserer schöpferischen Innovation platzte aber unser Geschäft, unser Traum. Jäh, wie ein praller, steigender Ballon. Und jetzt folgen halt doch die letzten, harten Zeilen:
Ein besonders kluger, studierter Familienfreund teilte meiner Mutter mit, dass unsere Unternehmerschaft genau genommen illegal sei, und irgendein Paragraf des ZGB diese als unlauter verurteilen würde. Meine Mutter ließ sich davon wahrscheinlich einschüchtern und untersagte uns ab sofort das so blühende Pioniergeschäft, und so kam es zum Eishockeybüchlein-Grounding.
Naja, ein Trost ist ja immerhin, dass immer wieder auch versierte, berühmte Konzerne dasselbe Schicksal ereilt – wie ja auch fast einmal den EHC, und definitiv dessen Hauptsponsor Swissair.
Ich selber wurde nie Unternehmer. Ich ergriff denselben Beruf wie meine Mutter, aber unterstützte stets freudig – und wahrscheinlich auch aus dieser Erfahrung heraus - alle Ideen meiner Schüler, unternehmerisch tätig zu werden, um zum Beispiel die Klassenkasse zu füttern.
Anders war der Werdegang von Rüsche: Nicht nur einmal begegnete ich einem riesigen Lastwagen, auf dem in ebenso riesigen Letten sein Name stand.
Durch den EHC Kloten eröffnete sich nicht nur meine Aussicht auf eine Sportkarriere, sondern auch auf die eines innovativen Unternehmers. Und das kam so:
Rüsche und ich beschränkten uns nicht nur auf unser Unternehmen, die Hosen älterer Herren mit Senf zu verzieren. Nein, in derselben Zeit beschlossen wir, ein EHC Kloten-Büchlein herauszugeben. Heute denke ich, es kann wie eine Art Urtyp der späteren Ausgaben „50 Jahre EHC Kloten“ und „Klotener Flugjahre“ betrachtet werden.
Wir schritten also zur Tat und schnitten leere A-4 Blätter in vier Teile zu - dies ergab das Format. Dann nummerierten und beschrieben wir die Seiten: Rüsche notierte sämtliche Matchbegegnungen mit den dazugehörigen Resultaten und Tabellen, die er sich zusammengesucht hatte, oder an die er sich noch erinnern konnte. Ich war mehr für die Texte verantwortlich. So zum Beispiel verfasste ich mit sorgfältiger, braver Schulschrift einzelne Matchberichte und Spielerbeurteilungen. Am Ende wurden alle Beiträge zusammengefügt, und dies ergab doch einen Umfang von gegen zwanzig Seiten. Nun fehlte uns noch der Buchdeckel und -rücken. Wenn ich bisher meine Mutter oft geschmäht habe, muss ihr an dieser Stelle nun Gerechtigkeit widerfahren – mindestens für die nächsten Zeilen: Sie nahm an unserem Projekt rege teil, indem sie uns aus dem Schulhaus – sie war Lehrerin – Karton, Klebefolie und allerlei Farb- und Filzstifte nach Hause brachte, und so konnten wir die Gestaltung des Covers in Angriff nehmen: Da entstanden Zeichnungen: Peter Lüthi, der im Angriff auf Gérald Rigolet zustürmt. Die tausenden Zuschauer – aneinandergereihte Kartoffelkreise bis ans Blattende. Eine grosse Resultattafel, beschriftet mit ‚Omega‘ - und ‚Kloten – Gast 12:0‘. Der Buchtitel ‚Der EHC Kloten‘ und die Namen der zwei Verfasser durften natürlich nicht fehlen. Am Ende wurde dieses Deckblatt auf Karton aufgeklebt, mit der Schere angepasst, und dann, um dem Büchlein die nötige Würde zu verleihen, mit Folie überzogen. Diese heikle Aufgabe übernahm die Mutter. Ganz zum Ende wurde das Werk gelocht und mit einem schönen Weihnachtsbändel gebunden. All diese Arbeiten waren riesig, denn jedes Exemplar wurde von Hand geschrieben, gezeichnet und zu Ende gebastelt. Rüsche und ich produzierten und produzierten, stundenlang, ja wochenlang, bis dann der grosse Moment kam und wir uns mit unseren etwa zwanzig Exemplaren von Haustür zu Haustür begaben und sie für drei Franken verkauften. Und wir brachten sie alle los, und zwar ziemlich in Windeseile. Unser Unternehmergeist war definitiv erwacht, und wir nahmen die nächste Auflage in Angriff.
Mitten in unserer schöpferischen Innovation platzte aber unser Geschäft, unser Traum. Jäh, wie ein praller, steigender Ballon. Und jetzt folgen halt doch die letzten, harten Zeilen:
Ein besonders kluger, studierter Familienfreund teilte meiner Mutter mit, dass unsere Unternehmerschaft genau genommen illegal sei, und irgendein Paragraf des ZGB diese als unlauter verurteilen würde. Meine Mutter ließ sich davon wahrscheinlich einschüchtern und untersagte uns ab sofort das so blühende Pioniergeschäft, und so kam es zum Eishockeybüchlein-Grounding.
Naja, ein Trost ist ja immerhin, dass immer wieder auch versierte, berühmte Konzerne dasselbe Schicksal ereilt – wie ja auch fast einmal den EHC, und definitiv dessen Hauptsponsor Swissair.
Ich selber wurde nie Unternehmer. Ich ergriff denselben Beruf wie meine Mutter, aber unterstützte stets freudig – und wahrscheinlich auch aus dieser Erfahrung heraus - alle Ideen meiner Schüler, unternehmerisch tätig zu werden, um zum Beispiel die Klassenkasse zu füttern.
Anders war der Werdegang von Rüsche: Nicht nur einmal begegnete ich einem riesigen Lastwagen, auf dem in ebenso riesigen Letten sein Name stand.