Der Aufstieg scheint für den EHC Kloten nicht mehr alternativlos
Der Zürcher Unterländer B-Klub ist auf Aufstiegskurs – der geplante Umbau der National League sorgt allerdings für Stirnrunzeln.
Yves Tardent
Nach knapp der Hälfte der Qualifikationsphase ist der EHC Kloten auf Kurs. Die Zürcher Unterländer führen die Swiss League an, mit der statistisch besten Offensive und Defensive. Wie es sich mit Blick auf das grosse und gut besetzte Kader schon vor der Saison abgezeichnet hat, können sich die Klotener auf dem Weg zum angestrebten Aufstieg eigentlich nur selber schlagen.
Ihre Achillesferse ist die immer wieder mangelnde Konzentration gegen vermeintlich schwächere Teams. So hatten sie am vergangenen Sonntag nicht zum ersten Mal seit dem Abstieg grosse Mühe, gegen die EVZ Academy zu punkten; gegen die Ticino Rockets und die GCK Lions haben sie heuer sogar schon verloren. Am Dienstag können die Klotener ihre Ernsthaftigkeit nochmals beweisen, wenn sie die Academy am Schluefweg empfangen. Der grösste Widersacher war bisher der zweitplatzierte SC Langenthal, gegen den zwei der drei Duelle verloren gingen.
Während sportlich alles im grünen Bereich ist, wird Kloten wie alle anderen Klubs vor allem neben dem Eis gefordert. Seit zwei Monaten fehlen die Einnahmen, so dass der Verwaltungsrat im Dezember eine Million Franken einschoss, um die Liquidität zu sichern. Der VR-Präsident Mike Schälchli, derzeit in Afrika auf Safari, schätzt, dass bei einem Budget von 8,7 Millionen Franken insgesamt etwa 4 Millionen Einnahmen fehlen werden.
Die Stadt Kloten kommt dem Klub bei der Stadionmiete und den Gastroabgaben entgegen. Ein Darlehen des Bundes wurde nicht beantragt, allerdings werden rund 2 Millionen als A-fonds-perdu-Beitrag erwartet. Am Schluefweg liegen nur zwei Jahreslöhne knapp über den versicherten 148 500 Franken. Dass derzeit mit roten Zahlen operiert werden muss, löst in Kloten womöglich weniger Nervosität aus als andernorts – man ist es seit Jahren gewohnt. Die Halter der rund 3800 Saisonabonnements werden erst nach der Saison befragt, ob sie das ungebrauchte Abo spenden oder auf die nächste Saison übertragen wollen.
Der Wiederaufstieg in die National League ist seit dem Abstieg 2018 das erklärte Ziel des Klubs. In der laufenden Saison genügt dazu der Gewinn des Meistertitels in der Swiss League. Womöglich ist 2021 das letzte Mal, dass Kloten auf sportlichem Weg aufsteigen könnte. Die beiden obersten Ligen sind ja nun unabhängige Körperschaften ohne garantierte Durchlässigkeit, aber voraussichtlich mit der Möglichkeit, dass man sich als Klub einkauft.
Dieser geplante Umbau der National League in eine geschlossene Liga mit zehn spielberechtigten Ausländern pro Team macht den angestrebten Aufstieg aus Klotener Sicht allerdings plötzlich gar nicht mehr so alternativlos attraktiv. Der EHC plant natürlich weiterhin zweigleisig und schliesst derzeit Vorverträge mit Spielern ab, die nur im Fall eines Aufstiegs gelten würden. Die Vertreter Klotens wollen sich zu den Vorgängen in der National League als Unbeteiligte zwar nicht öffentlich äussern, lassen aber durchschimmern, dass sie die geplanten Änderungen nicht unbedingt als das Beste für das Schweizer Eishockey erachten. Schliesslich haben die Klotener in den letzten Jahren die Kosten drastisch gesenkt, den Juniorenverbund Young Flyers aufgebaut und sich selber dezidiert als regional stark verankerten Ausbildungs- und Sprungbrett-Klub positioniert.
Der Präsident Schälchli sagt deshalb, dass man ruhig bleiben werde, sollte es im Frühling nicht klappen mit dem Aufstieg. Wegen der Revolution in der National League muss sich auch die Swiss League neu positionieren; sie dürfte als Konkurrenzprodukt mit identitätsstiftenden eigenen Jungen an Attraktivität gewinnen. Und im Gegensatz zur obersten Liga will die Swiss League nach der Ausschreibung der Verwertungsrechte näher zum Publikum. Für ein paar Franken pro Monat soll es möglich sein, per Stream nicht nur alle Spiele live zu verfolgen, sondern auch Einblicke in die Garderoben zu erhalten.
Aus der NZZ.