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«Die Eishockey-Legende der Woche»: das Perpetuum mobile vom Schluefweg – der unvollendete Kimmo Rintanen
Der Finne Kimmo Rintanen prägte das Spiel der damaligen Kloten Flyers während zehn Jahren mit Eleganz und vielen Skorerpunkten. Dann hatte er zweimal einen unschönen Abgang vom Schluefweg.
Yves Tardent
Er hatte Tränen in den Augen, als er nochmals vor die Stehplatzrampe fuhr. «Kimmo, Kimmo Rintanen», skandierte das Publikum im Schluefweg, während auf dem Eis das Podest für den frisch gekürten Meister HC Davos aufgestellt wurde. Eben hatten die Kloten Flyers das entscheidende Finalspiel gegen die Bündner verloren. Und wie zwei Jahre zuvor mussten sie 2011 zusehen, wie der HCD seinen Triumph in ihrem Stadion feierte.
Für Kimmo Rintanen war es an diesem 12. April 2011 die 536. und letzte Partie im Klotener Dress. 607 Punkte (242 Tore) hatte der damals 37-Jährige in zehn Saisons produziert. 2001 war er als dreifacher finnischer Meister aus Turku nach Kloten gekommen, ehe er einer der konstantesten Ausländer in der Nationalliga A wurde. So konstant, dass mancher Fan darob vergass, welche Nummer Rintanen eigentlich hatte, weil er (fast) immer das Topskorer-Dress trug.
Viel hatte nicht gefehlt, und seine Nummer 33 würde heute unter dem Hallendach hängen. Doch durch die beiden verlorenen Finals blieb Rintanen in Kloten als Spieler unvollendet. Mit seinem eleganten Stil passte er perfekt zum läuferisch geprägten Eishockey, welches die Flyers zunächst unter Wladimir Jursinow und dann unter Anders Eldebrink zelebrierten. Generationen von Nachwuchsspielern ahmten seinen «Rintanen-Schritt» nach, bei welchem die Fersen für kurze Zeit nebeneinander auf einer Linie sind.
Rintanen war das Klotener Perpetuum mobile: immer in Bewegung, und das scheinbar ohne Kraftaufwand. Ein Künstler auf dem Eis, der dem physischen Kontakt stets aus dem Weg ging und kaum Strafen produzierte. Doch so viel er auch punktete, gerade in den Finalserien gegen den effizienten und hart spielenden HCD hatte er Mühe. Zu oft suchte er statt den Schuss den Pass, was manchen Fan im Stadion zur Verzweiflung trieb.
Jahrelang blieb Rintanen gegen aussen der typisch verschlossene Finne. Mit sanfter und leiser Stimme antwortete er einsilbig auf Englisch. Dies änderte sich schlagartig, als im November 2010 bekanntwurde, dass sein Vertrag nicht mehr verlängert würde. Ab diesem Zeitpunkt redete Rintanen mehr mit der Presse als in den gesamten neun Jahren zuvor. Und siehe da: Er kann ja sogar Deutsch! Seine finnische Telefonnummer hatte er indes dennoch all die Jahre behalten und die entsprechend hohen Kosten selber bezahlt.
Innerhalb des Klubs sprach man damals davon, zwei Millionen Franken sparen zu müssen – Monate später stand Kloten vor dem Konkurs –, und Rintanen war in der Tat ein Grossverdiener. Er hätte es ja verstanden, gar einer Lohnreduktion zugestimmt, doch als kurz darauf die Verpflichtung von Niklas Nordgren bekannt wurde, fühlte er sich gekränkt. Natürlich waren sein Körper und insbesondere sein Rücken schon arg lädiert, und doch war Rintanen bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig ausgefallen.
Rintanen beendete seine Spielerkarriere mit einer soliden letzten Saison beim HC Lugano im Frühjahr 2012, ehe er mitten in der nächsten Saison als Assistent des Headcoachs Felix Hollenstein wieder in Kloten landete. Mit ihm an der Bande schaffte es der EHC Kloten 2014 zum bisher letzten Mal in den Play-off-Final, in dem er gegen die ZSC Lions chancenlos blieb. Ein halbes Jahr später wurde Rintanen mit Hollenstein vom damaligen Präsidenten Philippe Gaydoul entlassen.
Rintanen wäre sowohl als Spieler als auch als Trainer gerne in Kloten geblieben: «Ich habe hier noch nichts gewonnen.» So blieb «Rintsi» auch als Trainer der Unvollendete vom Schluefweg.