Der EHC will auf National-League-Flughöhe steigen
«Zurückgekommen, um zu bleiben», so lautet die Maxime des Aufsteigers. Im Zürcher Unterländer Traditionsclub richten sich alle auf die Etablierung in der höchsten Liga aus.
Dominic Duss
Publiziert heute um 19:16 Uhr
Nach fünf Jahren lud der EHC Kloten erstmals wieder zu einer Vorsaison-Medienkonferenz ein. Im Restaurant Geerlisburg informierte der Verein über seine Ziele nach der Rückkehr in die National League. Der Ort auf dem Gerlisberg mit Ausblick auf die Flughafenstadt war bewusst gewählt. «Auf sanftem Anstieg», begründete Verwaltungsratspräsident Mike Schälchli und «nicht mehr aus dem Keller hinaus». Seine letzte Pressekonferenz hatte der EHC 2018 nach dem Abstieg in die Swiss League unten im Balsberg – «in den Niederungen», wie Schälchli anfügte – abgehalten.
Zum selben Zeitpunkt gaben die ZSC Lions in ihrer neuen Arena in Zürich-Altstetten ihre Ziele für die Saison 2022/23 bekannt. Es ist allerdings die einzige Parallele der beiden Zürcher Clubs und sie ergab sich laut Schälchli zufälligerweise. «Wir wollten einen doppelten Derby-Effekt auslösen», sagte der EHC-Präsident lachend. Während der Erzrivale wie jedes Jahr die Halbfinal-Qualifikation als Minimalziel herausgab, will Kloten in erster Linie die National-League-Flughöhe erreichen.
Kellenberger wieder Captain
Der EHC sei «zurückgekommen, um zu bleiben», betonte Schälchli und nannte den Ligaerhalt als erklärtes Ziel des Verwaltungsrats. «Diesen wollen wir so früh wie möglich sichern – und alles dran setzen, ihn zu erreichen.» Sportchef Patrik Bärtschi ergänzte dazu später, dass der Club keine kurzfristigen Ziele, sondern eine mittelfristige Strategie verfolge. Der Etablierung in der National League ist alles untergeordnet. Bärtschi gibt allerdings zu bedenken: «Wir müssen der Realität in die Augen schauen und auch hier bescheiden sein: Lassen wir die sechs neuen Ausländer ausser Acht, starten wir mit einer nur leicht veränderten Mannschaft.» Steve Kellenberger wird sie als Captain anführen, in der vergangenen Saison trug Simon Kindschi das «C» auf der Brust.
"Steve Kellenberger führt die Mannschaft als Captain an: Der Unterländer Routinier löst Simon Kindschi ab, der in der vergangenen Saison das «C» auf der Brust von ihm übernahm.
Auf der Ausländerposition habe der EHC zwar gute Transfers getätigt, ist der Sportchef überzeugt. «Wir müssen uns aber bewusst sein, dass auch andere Teams starke Ausländer verpflichteten.» Es werde im Verlauf der Saison sicher die eine oder andere Überraschung geben. «Auch wir sind bereit, für eine solche zu sorgen», sagte der ehemalige Profi. Auch deshalb, weil die Schweizer Zuzüge das Potenzial hätten, sich in der National League zu entwickeln. «Um dem Coaching-Staff Optionen bieten und auf allfällige Ausfälle reagieren zu können, starten wir bewusst mit sieben Ausländern», erklärte Bärtschi.
Als wichtigen Punkt hob er die Förderung von Talenten hervor. Der Nachwuchs werde sehr nahe an der ersten Mannschaft geführt. «Wir integrieren Spieler, die sich für die National League empfehlen, laufend in unser Team», so der Sportchef. Die Nachwuchsarbeit des EHC bezeichnete er als grosses Markenzeichen, das gezielt weiterfolgt werde.
«Bin immer noch der gleiche Trainer»
Headcoach Jeff Tomlinson ging zuerst auf den ergänzten Trainerstaff ein. Mit Kimmo Rinatanen und dem neu dazugestossenen Saku Martikainen stehen dem Kanadier zwei erfahrene Assistenten zur Seite. Das bisher vierköpfige Coachingteam – Tim Bertsche (23) hat sich als Goalie- und Video-Coach bewährt – wurde um Toni Szabó ergänzt. Der Skills Coach soll auch die Jungen weiterbringen.
«Die Lösung, wie wir aufgestellt sind, passt perfekt.»
EHC-Headcoach Jeff Tomlinson
Tomlinson äusserte sich auch zu seinem Gesundheitszustand. Der Cheftrainer leidet seit Geburt an einer tödlichen Nierenkrankheit und 2019 wurde ihm eine Spenderniere seines Bruders implantiert. «Ich habe gesundheitliche Einschränkungen, die sich im letzten Jahr weder verbessert noch verschlechtert haben», stellte Tomlison klar und betonte weiter: «Ich bin aber immer noch der gleiche Trainer, der den EHC zum Aufstieg geführt hat.» Der 52-Jährige bat darum, zu respektieren, dass er über seine Krankenakte keine detaillierten Auskünfte geben und künftig nicht in jedem Interview zuerst auf seinen gesundheitlichen Zustand angesprochen werden möchte. «Falls sich grundlegende Änderungen ergeben sollten, würden wir aktiv kommunizieren», versicherte Tomlinson.
Wegen zusätzlicher Belastung in der National League brauche er mehr Entlastung, weshalb der Trainerstab ausgebaut und so die Aufgaben besser verteilt wurden. Wie bereits
in einem Interview mit dieser Zeitung im Juli liess Tomlinson noch einmal alle wissen: «Ich bin überzeugt, dass die Lösung, wie wir aufgestellt sind, perfekt passt.» Für jedes Aufgabengebiet gebe es nun einen Spezialisten, während er die Fäden in der Hand halte.
Über 3600 Saisonkarten verkauft
Am Sonntag, 18. September, startet der Aufsteiger mit dem Heimspiel gegen die Rapperswil-Jona in die Saison. Die Vorfreude darauf ist gross. EHC-Präsident Schälchli gab stolz bekannt, dass bislang über 3600 Saisonkarten verkauft wurden, er hofft, dass die 4000er-Marke noch geknackt wird. Zudem informierte er über den Stadionausbau, das Cashless-System in der Stimo-Arena, den neuen Videowürfel und die digitalen Banden, die hinzukommen. Und mit Blick auf die GV der EHC Kloten Sport AG im Oktober kündigte Schälchli eine Aktien-Aufstockung an. «Das Aktionariat soll auf noch mehr Schultern verteilt werden. Der Club gehört der Region, wir sehen uns als Verwalter», sagte der VR-Vorsteher.
Der EHC Kloten scheint nach vier Jahren in der Swiss League bereit für die Rückkehr in die höchste Liga zu sein. Die Fans dürfen ihren Teil dazu beitragen, dass er oben gut ankommt und dann stetig an Flughöhe gewinnt.