Zurkirchen ist gewiss keine Eintagesfliege, ich habe grossen Respekt vor seiner Karriere. Sein aktueller Höhenflug mag ich ihm auch sehr gönnen, auch mit Blick auf den missglückten Frühling 2022. Da wurde ihm aufgrund einer sehr schmalen Stichprobengrösse ein Stempel aufgedrückt, der nicht repräsentativ für seine Karriere ist.
Dennoch bin froh, tut unser Sportchef nicht das auf den ersten Blick naheliegendste mit einer Verlängerung von Zurkirchen. Denn im statistischen Ligavergleich gibt es schon Anzeichen, dass Zurkirchen gerade einen letzten Frühling seiner schönen Karriere erlebt: Von den 37 diese Saison in der NLA eingesetzten Goalies sind nur 5 so alt wie Zurkirchen bei Beginn der nächsten Saison sein wird, nämlich 35 Jahre oder noch älter. Von diesen 5 haben 3 eine Fangquote über 90%. Es sind dies allesamt Goalies mit noch viel grösseren Karrieren als Zurkirchen, nämlich die langjährigen Nati-Goalies Genoni und Berra sowie Antti Raanta mit elf NHL-Saisons.
Blick in die andere Richtung zu den jungen Goalies: Es gibt einen einzigen U24-Goalie mit mehr als fünf Einsätzen diese Saison und einer Fanquote über 90%; Kevin Pasche von Lausanne. Der zeigt auch gleich, wieso gerade bei jungen Goalies zukünftige Leistungen nur schwer aus vergangenen Statistiken abzuleiten sind. 2022/2023 hatte er in der USHL über 33 Spiele eine Fangquote von 89.5%, um ein Jahr später in der NLA über 20 Spiele mit 92.5% einzuschlagen. Weiteres Beispiel: Der damals 21-jährige Charlin hatte in seiner letzten Saison vor dem Wechsel zu Langnau in 5 NLA-Spielen eine durchschnittliche Fangquote von 77.4%. Was seither passiert ist, ist allseits bekannt.
Also ja, wir gehen auf jeden Fall ein Risiko ein mit diesen beiden jungen Goalies. Aber lieber aus einer Position der Stärke mit Weitblick ein Risiko eingehen, als ein bekanntes Problem aus kurzfristigen Überlegungen vor sich her zu schieben. Ich zähle erstens darauf, dass bei den beiden ein ausführliches Scouting gemacht wurde, welches unsere Eliteprospects-Spielereien alt aussehen lässt. ;-) Zweitens auf Tim Bertsche, der beispielsweise Huet aufgrund seiner Tätigkeit als Goaliecoach bei der U20-Nati bereits gut kennt und es von da auch gewohnt ist mit jungen Goalies zu arbeiten. Und drittens auch auf den HCT, der zuletzt bei der Entwicklung von Janett, Galley und Croce einen guten Job gemacht hat.