Presseschau

Den neuesten Podcast mit Sir Albert Lutz kann ich sehr empfehlen. Ein Klotener Original, mittlerweile 80ig und seinen Geschichten rund um den EHC in den letzten 60ig Jahren. Muss aber zugeben, gemocht habe ich ihn nicht immer. Wenn er über seinen Durst getrunken hat, was mehr oder weniger nach jedem Spiel der Fall war, wurde er manchmal unausstehlich.
Er kommt mir jedenfalls im Podcast einiges bescheidener rüber als Ochsner, auch wenn ich ihn schon öfters mit einer Riesenklappe erlebt habe.
 
Aus dem Zürcher Unterländer der Roli Jauch:

Nicht auf das Niveau des Gegners herablassen

Kloten hat sich beim 3:6 in Olten nicht an die vordringlichste Aufgabe gehalten, die da heisst: Tore verhindern. Am Montag muss das besser sein.

So steht es wieder mal 3:1. Wie gegen La Chaux-de-Fonds im Viertelfinal hat Kloten auch Spiel 4 im Halbfinal verloren. Die Parallelen gehen weiter. Gegen die Neuenburger liess Kloten in der vierten Partie fünf Gegentreffer zu. So viele wie zuvor und auch nachher nicht. Gegen Olten gab es gar sechs Goals, natürlich sind auch das so viele wie zuvor nicht.

Kloten hat sich im Viertelfinal und im Halbfinal im vierten Match zu sehr zum Spiel nach Vorne verleiten lassen. Und darob wieder die Sorgfalt im defensiven Verhalten abgelegt. Man muss in Olten nicht vier Tore schiessen, um zu gewinnen. Der Dienstag hat gezeigt, dass schon eines reichen kann.

Kloten ist mit der speziellen Situation am Samstag nicht optimal umgegangen. Als Eric Faille nach nicht einmal vier Minuten, in seinem zweiten Einsatz, in die Garderobe musste, mit einer Fünfminuten-Strafe plus Spieldauer, da wunderten sich sogar einige Oltener über die Härte des Verdikts. Für Kloten deutete sich vor allem an, dass der Abend schwierig werden könnte. Aber die Leichtigkeit der erzielten Goals noch im ersten Drittel war der Konzentration nicht zuträglich. Die Wirkung eines Unterzahltors zum 2:1 verpufft, wenn nur 66 Sekunden später ein Fehler in der eigenen Zone zum 2:2 führt. Kloten hätte mehr aus dem ersten Drittel machen müssen als nur ein 3:2, einfach dem Gegner nicht nochmal ein zweites Tor zugestehen.

Exakt 98 Sekunden Powerplay
Denn Faille, dessen Linie am Donnerstag vier der fünf Tore besorgt hatte, fehlte natürlich. Kloten versuchte, mit drei Centern über die Runden zu kommen, geriet aber im Mitteldrittel unter Druck. Konsequente Arbeit in der eigenen Zone war zu selten zu sehen. Hinzu kam eine «interessante» Spielleitung. Olten provozierte, Olten schlug nach, Olten betrieb gefährliches Spiel mit den Stöcken – aber Kloten hatte, so lange der Match offen war, genau ein (1) Powerplay, das 98 Sekunden dauerte. Im ersten Drittel. Ein Penalty (45.) folgte, das nächste Überzahlspiel dann nach 58:30, nachdem Steve Kellenberger gleich mehrmals von hinten attackiert worden war. Da war das Spiel schon entschieden. Kloten fasste bis zur 59. Minute vier kleine plus die Fünfminutenstrafe Failles.

Dass sich dann Olten nach Spielschluss – allen voran Goalie Simon Rytz und Bruder Philipp – mit Drohgebärden in die Klotener Spielhälfte aufmachte, war das eine. Dass die Schiedsrichter auch diese Situation nicht unter Kontrolle bekamen, das andere. Dazu belegten sie im Nachhinein nach Spielschluss Niki Altorfer mit einer kleinen Strafe und Simon Kindschi mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe. Oltens Summe an Strafminuten blieb sich gleich: sechs. Denn vom Team, das auch diese letzte Aggression ausgelöst hatte, wurde niemand bestraft.

Einige können es besser
Emotionen gehören seit Spiel 2 zu diesem Duell. Die Schiedsrichter hatten das unter Kontrolle, es gab keine schmutzigen Attacken, bis am Samstag Stefan Eichmann (und Julien Staudenmann) als Referees zum Einsatz kamen. Cédric Hüsler und Philipp Rytz, von denen vor kurzem noch das Saisonende vermeldet worden war, kehrten bei Olten zurück. Und dürfen sich jetzt als Sieger fühlen. Auch Goalie Simon Rytz, dessen Stockschläge vor dem eigenen Gehäuse übersehen wurden. Wenn sie ungestraft machen können, was sie wollen, blühen solche Spielertypen auf.

Kloten benötigt weiterhin noch einen Sieg, um diesen Gegner auszuschalten. Das beste Mittel für einen Erfolg ist: Nicht auf das Niveau des Gegners herablassen, sondern ruhig bleiben und den eigenen Weg gehen. Wieder mit den richtigen Prioritäten: Zuerst das Team, dann das eigene Tor - und dann nach vorne. Es gibt einige, die das besser machen können, als sie es am Samstag getan haben.
 
Aus dem Zürcher Unterländer der Roli Jauch:

Nicht auf das Niveau des Gegners herablassen

Kloten hat sich beim 3:6 in Olten nicht an die vordringlichste Aufgabe gehalten, die da heisst: Tore verhindern. Am Montag muss das besser sein.

So steht es wieder mal 3:1. Wie gegen La Chaux-de-Fonds im Viertelfinal hat Kloten auch Spiel 4 im Halbfinal verloren. Die Parallelen gehen weiter. Gegen die Neuenburger liess Kloten in der vierten Partie fünf Gegentreffer zu. So viele wie zuvor und auch nachher nicht. Gegen Olten gab es gar sechs Goals, natürlich sind auch das so viele wie zuvor nicht.

Kloten hat sich im Viertelfinal und im Halbfinal im vierten Match zu sehr zum Spiel nach Vorne verleiten lassen. Und darob wieder die Sorgfalt im defensiven Verhalten abgelegt. Man muss in Olten nicht vier Tore schiessen, um zu gewinnen. Der Dienstag hat gezeigt, dass schon eines reichen kann.

Kloten ist mit der speziellen Situation am Samstag nicht optimal umgegangen. Als Eric Faille nach nicht einmal vier Minuten, in seinem zweiten Einsatz, in die Garderobe musste, mit einer Fünfminuten-Strafe plus Spieldauer, da wunderten sich sogar einige Oltener über die Härte des Verdikts. Für Kloten deutete sich vor allem an, dass der Abend schwierig werden könnte. Aber die Leichtigkeit der erzielten Goals noch im ersten Drittel war der Konzentration nicht zuträglich. Die Wirkung eines Unterzahltors zum 2:1 verpufft, wenn nur 66 Sekunden später ein Fehler in der eigenen Zone zum 2:2 führt. Kloten hätte mehr aus dem ersten Drittel machen müssen als nur ein 3:2, einfach dem Gegner nicht nochmal ein zweites Tor zugestehen.

Exakt 98 Sekunden Powerplay
Denn Faille, dessen Linie am Donnerstag vier der fünf Tore besorgt hatte, fehlte natürlich. Kloten versuchte, mit drei Centern über die Runden zu kommen, geriet aber im Mitteldrittel unter Druck. Konsequente Arbeit in der eigenen Zone war zu selten zu sehen. Hinzu kam eine «interessante» Spielleitung. Olten provozierte, Olten schlug nach, Olten betrieb gefährliches Spiel mit den Stöcken – aber Kloten hatte, so lange der Match offen war, genau ein (1) Powerplay, das 98 Sekunden dauerte. Im ersten Drittel. Ein Penalty (45.) folgte, das nächste Überzahlspiel dann nach 58:30, nachdem Steve Kellenberger gleich mehrmals von hinten attackiert worden war. Da war das Spiel schon entschieden. Kloten fasste bis zur 59. Minute vier kleine plus die Fünfminutenstrafe Failles.

Dass sich dann Olten nach Spielschluss – allen voran Goalie Simon Rytz und Bruder Philipp – mit Drohgebärden in die Klotener Spielhälfte aufmachte, war das eine. Dass die Schiedsrichter auch diese Situation nicht unter Kontrolle bekamen, das andere. Dazu belegten sie im Nachhinein nach Spielschluss Niki Altorfer mit einer kleinen Strafe und Simon Kindschi mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe. Oltens Summe an Strafminuten blieb sich gleich: sechs. Denn vom Team, das auch diese letzte Aggression ausgelöst hatte, wurde niemand bestraft.

Einige können es besser
Emotionen gehören seit Spiel 2 zu diesem Duell. Die Schiedsrichter hatten das unter Kontrolle, es gab keine schmutzigen Attacken, bis am Samstag Stefan Eichmann (und Julien Staudenmann) als Referees zum Einsatz kamen. Cédric Hüsler und Philipp Rytz, von denen vor kurzem noch das Saisonende vermeldet worden war, kehrten bei Olten zurück. Und dürfen sich jetzt als Sieger fühlen. Auch Goalie Simon Rytz, dessen Stockschläge vor dem eigenen Gehäuse übersehen wurden. Wenn sie ungestraft machen können, was sie wollen, blühen solche Spielertypen auf.

Kloten benötigt weiterhin noch einen Sieg, um diesen Gegner auszuschalten. Das beste Mittel für einen Erfolg ist: Nicht auf das Niveau des Gegners herablassen, sondern ruhig bleiben und den eigenen Weg gehen. Wieder mit den richtigen Prioritäten: Zuerst das Team, dann das eigene Tor - und dann nach vorne. Es gibt einige, die das besser machen können, als sie es am Samstag getan haben.
Das denken die Oltner über den Artikel🤭🤪
 

Anhänge

Auf der Tagi-Website klingt Roli Jauch moderater:

Wenn der Dirigent ausfällt und die Ordnung verloren geht
Kloten verliert nach 283 Sekunden Eric Faille, Spiel 4 gegen Olten 3:6 und führt in der Halbfinalserie noch 3:1. Der nächste Matchpuck wartet am Montag.



Die Spieler des EHC Olten bekamen zu viele Freiheiten vor Klotens Goalie Dominic Nyffeler.
Foto: Freshfocus
Kloten und Spiel 4 in den Playoffs sind auch im zweiten Anlauf keine Freunde geworden, zum zweiten Mal wurde ein Sweep, ein Durchmarsch, verpasst. Im Viertelfinal gegen La Chaux-de-Fonds reiste Kloten mit einer 3:0-Führung in den Neuenburger Jura – und verlor in der Verlängerung 4:5. Am Samstag fuhren die Qualifikationssieger mit einer 3:0-Führung im Halbfinal nach Olten – und mussten den Gegner erneut auf 3:1 verkürzen lassen.


Olten feierte seinen 6:3-Erfolg ziemlich überschwänglich. Es war ein gehässiges Spiel, das sich die beiden Teams lieferten. Olten wird sagen, Kloten habe diese unangenehme Note in die Partie gebracht. Kloten wird das Gegenteil behaupten. Sicher ist, dass die Schiedsrichter nicht Herr der Lage waren. Sie liessen Dinge zu, die in einem normalen Spiel nicht erlaubt sind.

Der Ausfall von Faille wog schwer
Der erste Pfiff war für Kloten hart, ihm hätte auch nur eine doppelte kleine Strafe gegen Eric Faille folgen können. Eric Faille wollte den Kanadier Dion Knelsen bremsen, sein Stock rutschte hinauf und traf den Gegner, gespielt waren 283 Sekunden. Die Referees entschieden sich für die härtere Auslegung, Faille kassierte fünf Minuten und eine Spieldauer-Disziplinarstrafe. Nach zwei Einsätzen war für ihn die Partie vorbei.

Die Fünfminutenstrafe überstand Kloten mit einem Gegentor relativ gut, kam nachher sogar besser ins Spiel, ging 2:1 und 3:2 in Führung. Doch der Ausfall des Dirigenten wog auf die Dauer schwer. Kloten versuchte, mit den drei Centern Marchon, Kellenberger und Füglister über die Zeit zu kommen, im Mitteldrittel aber musste die Mannschaft ziemlich unten durch. Sie kassierte zwei Tore und nach 43 Minuten betrug der Rückstand zwei Treffer, nachdem sich Meyer und Spiller zu offensiv orientiert hatten. Figren brachte einen Penalty nicht an Simon Rytz vorbei, und in der Schlussphase kassierte Kloten noch einen Treffer ins leere Tor.

In den ersten drei Partien hatte Kloten vier Gegentore zugelassen, jetzt in einem Match gleich deren sechs – es ist klar, wo die Fehler zu suchen sind. Die defensive Ordnung ging verloren, bedingt durch das offensive Hin und Her in den ersten 20 Minuten. Schon da brachte sich Kloten zu oft in Schwierigkeiten, weil im Spiel nach hinten zu wenig gut gearbeitet wurde.

Oltens Rückkehrer
Olten überraschte in der Aufstellung mit zwei Spielern, von denen bereits das Saisonende verkündet worden war. Philipp Rytz kehrte ebenso zurück wie Cédric Hüsler. Hüsler liess keine Gelegenheit aus, die Gegner zu provozieren.

Die beste Antwort auf diese Niederlage kann Kloten am Montag mit einem Sieg geben. So war es auf jeden Fall auch gegen La Chaux-de-Fonds. Nach der Niederlage in Spiel 4 gab es einen klaren Sieg im nächsten Auftritt. Olten wird Kloten die Aufgabe nicht so einfach machen wie die Neuenburger.
 
Aus dem Zürcher Unterländer:

EHC-Kloten-Blick: Vor Playoff-Final Wie Faille gelernt hat, Meister zu werden

Klotens kanadischer Center hat 2018, im Jahr, in dem die Unterländer abgestiegen sind, erstmals einen Pokal gestemmt. Dies möchte er jetzt auch nach dem Swiss-League-Final gegen Ajoie tun.

Er bekam keinen Skorerpunkt. Und doch stand Eric Faille am Mittwochabend am Ursprung des entscheidenden Treffers von Kloten in Olten. Zuerst sorgte er mit einem harten Check an der Bande für den Scheibengewinn, dann nahm er dem gegnerischen Goalie die Sicht – und Niki Altorfer konnte den Abpraller verwerten. «Wir haben all das gemacht, was wir uns vorgenommen haben», sagt Faille zu jenem Abend.

Zu dem gehört eben auch, dass er diese typischen einfachen Dinge produziert, die den feinen Unterschied ausmachen. «Und Nyffeler hat im Mitteldrittel diese unglaubliche Parade geliefert», gibt der Kanadier Komplimente weiter.

Am Sonntag steht der 31-Jährige mit Kloten im Final der Swiss League gegen Ajoie. Er ist der Mann im Team, dessen Erinnerungen an einen Meistertitel am wenigsten weit zurückliegen. 2019 wurde er in der Slowakei mit Dukla Banska Bystrica zum zweiten Mal slowakischer Meister. «Das war, nach dem Qualifikationssieg, nicht mehr so schwer. Wir hatten ein Team zusammen, das aus den Erfahrungen des Vorjahres viel gelernt hat.» 4:1 im Viertelfinal, 4:2 im Halbfinal hiess es dort vor drei Jahren - exakt wie bisher aktuell mit Kloten (4:1 gegen La Chaux-de-Fonds, 4:2 gegen Olten). Der Final gegen Nitra endete mit einem 4:1.

Vom 3:0 zum 3:3 und ins Zittern
Aber eben, das erste Mal, «das hatte es in sich», das brachte so viel Erfahrungen für die weitere Karriere Failles mit. Die Saison 2017/18, an deren Ende sich Kloten aus der National League verabschieden musste, war Failles erste ausserhalb Kanadas. Auf Anraten des früheren sowjetrussischen und lettischen Nationalgoalies Arturs Irbe hatte sich der Mittelstürmer für die Slowakei entschieden, um von dort aus seinen weiteren Weg in Europa anzugehen.

«Und im Frühling erlebte ich die eindrücklichste Finalserie», blickt er zurück. Banska Bystrica hatte die Qualifikation auf Rang 4 beendet, kam aber im Playoff mit einem 4:1 über Kosice und einem 4:0 über Nitra richtig auf Touren. Und dann folgte der Final gegen Trencin. Es war Failles erste Finalserie überhaupt im Profihockey. «Wir starteten grossartig und führten in der Serie 3:0. Spiel 4 war ein Heimspiel. Der eine oder andere träumte bereits von der grossen Siegesparade und der langen Feier. Und dann verloren wir 2:4», erinnert er sich. Kloten hat in diesem Playoff bis jetzt auch noch keine Freundschaft geschlossen mit Spiel 4 nach einer 3:0-Führung.

Aber Kloten ist noch nie dermassen unter Druck geraten wie Banska Bystrica in der Finalserie von 2018. «Das Auswärtsspiel verloren wir gleich 0:6», erzählt Faille. Und dann wurde es wieder nichts mit dem Sieg vor eigenem Publikum, Match 6 ging mit 3:2 an Trencin. Nach einer 3:0-Führung drei Machpucks vergeben und nun zum entscheidenden Spiel 7 auswärts antreten - das sah nicht gut aus. «Ich überlegte mir, was ich alles tun konnte, um in diesem Duell doch noch zu triumphieren.» Es schien wenig genützt zu haben. Denn Trencin ging 1:0 in Führung. «Nicht schon wieder», habe er da gedacht.

Fünf Tore, fünf Punkte
Faille ging mit seiner Linie aufs Eis – und schoss nur 38 Sekunden später den Ausgleich. Am Ende siegte er mit Banska Bystrica 5:1. Es war ein riesiger Triumph für den Club. Und wer sich die Statistik jenes Spiels anschaut, der muss sagen: Auch für Eric Faille. Denn er hatte bei jedem der fünf Tore seinen Stock im Spiel. Zwei erzielte er selber, drei leitete er ein. Guillaume Asselin, der es via Sierre bis ins Team von Servette gebracht hat, war einer von Failles Linienkollegen.
Was er mit Kloten in der Halbfinalserie gegen Olten durchgemacht hat, sieht Faille als eine ähnliche Erfahrung wie 2018. «Die Schwierigkeiten, die wir hatten und gemeinsam überwunden haben, waren vielleicht genau das, was wir brauchten.» Es habe sie näher zusammengebracht. «Wenn du Gegenwehr und Widerstand überwinden kannst, hilft das sehr.»
Auf dem bisherigen Playoff-Weg hat Kloten also einiges gelernt, in der Serie gegen Olten mehr als gegen La Chaux-de-Fonds. «Wir wissen auf jeden Fall, was zu tun ist», sagt Faille. Wissen alleine, das hat er erfahren, nützt aber nichts. «Wir müssen es auch tun.»
 

miga122

Flaschenfüller
Aus der NZZ:

Philip-Michaël Devos, Jonathan Hazen und die Frage: Wo gehöre ich hin?

Die beiden Ajoie-Kanadier unterschreiben Verträge bei zwei Klubs, damit sie im kommenden Winter nicht mehr in der Swiss League spielen müssen. Ihr Verhalten zeigt ein Problem der Liga: Sie gehört nirgends so richtig dazu.

In Kloten oder Ajoie darf man damit beginnen, eine Aufstiegsparty zu planen: Weil in diesem Jahr die Ligaqualifikation wegfällt, wird der Sieger der am Sonntag beginnenden Finalserie in der nächsten Saison als 13. Team in der National League spielen. Die Lizenzkommission hat die Dossiers der beiden Klubs geprüft und für gut befunden.

Doch ist es für die beiden Finalisten tatsächlich erstrebenswert, aufzusteigen? Der EHC Kloten war während Jahrzehnten ein Pfeiler im Schweizer Spitzen-Eishockey. In den 1990er Jahren reihte er vier Titel aneinander. Und doch erlaubte sich der Verwaltungsrat im Herbst hinter geschlossenen Türen die Frage: Gehören wir wirklich noch in die immer kostspieliger werdende National League, oder leben wir nicht besser da, wo wir jetzt sind?

Hätte die Klotener Führung sich diese Frage nicht gestellt, wäre sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen. Und doch stösst der Verwaltungsrat mit ihr bei einem Teil des Anhangs auf Unverständnis. Dabei hat kein anderer Klub in den vergangenen zwanzig Jahren schonungsloser erleben müssen, wohin überrissene Erwartungshaltung und unrealistisches Geschäftsgebaren führen. Fünf Besitzer lösten sich am Schluefweg ab; zweimal stand der Klub vor dem Aus.

Der Präsident Mike Schälchli sagt heute: «Wir wollen zurück in die National League. Wir sind das unseren Anhängern und den Sponsoren schuldig. Doch sollten wir tatsächlich aufsteigen, dann liegt unsere Zukunft irgendwo in der Region zwischen den Plätzen 9 und 13.» Es ist eine Absage an übertriebene Erwartungen.

Wenn sich Kloten die Frage nach dem richtigen Platz gestellt hat, dann müsste sie sich der HC Ajoie umso mehr stellen. Zweimal sind die Jurassier kurz in die National League aufgestiegen, beide Male nahm das Abenteuer weder sportlich noch wirtschaftlich einen guten Ausgang. Die wirtschaftlichen Perspektiven sind heute im Jura-Zipfel nicht besser, die Infrastruktur genügt auch nach der Sanierung der Eishalle nicht National-League-Ansprüchen.

Im Prinzip ist der HC Ajoie dort, wo er heute ist, genau richtig. Auch deshalb haben die Kanadier Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen im Herbst beim EHC Kloten Verträge unterschrieben, die nur im Fall eines Aufstiegs gültig werden. Das mag unschön sein, weil nun ausgerechnet Kloten und Ajoie im Final aufeinandertreffen. Doch es ist eine Realität, die im Schweizer Eishockey immer wieder vorkommt.

Dass Devos und Hazen gleichzeitig auch ihre Verträge beim HC Ajoie verlängerten und sie mit einer Ausstiegsklausel für die National League versahen, ist Teil des Geschäfts. Die Absicherung steht sinnbildlich für die Swiss League und ihren Stellenwert: Die Qualität der Liga ist überdurchschnittlich gut. Man fühlt sich in ihr wohl. Doch wer kann, den zieht es trotzdem weg. Das gilt für die Spieler ebenso wie für die Klubs.

Wie die Swiss League in zwei, drei Jahren aussehen wird, steht in den Sternen. In der nächsten Saison wird sie noch aus elf Teams bestehen. Weil es im kommenden Frühjahr erneut keinen Absteiger aus der National League geben wird und die EVZ Academy sich zurückzieht, wird sie weiter schrumpfen. Sollten auch noch die Ticino Rockets aufgeben, dann bleiben noch acht Teams übrig.

Der EHC Basel, der EHC Arosa und der HC Valais Chablais aus der MySports League haben Gesuche gestellt, um ohne sportliche Legitimation sofort aufzusteigen. Das zuständige Nachwuchs- und Amateursport-Komitee lehnte diese ab. Patrick Bloch, der CEO von Swiss Ice Hockey, sagt: «Hätten wir den Anträgen stattgegeben, hätten wir ein Präjudiz geschaffen. Das wollten wir nicht. Wir sind an unsere Statuten und Reglemente gebunden.»

Doch Arosa und Valais Chablais bewarben sich mehr der Form halber. Wirklich ernst zu nehmen war nur der Antrag aus Basel. Dort leisten der Sportchef Olivier Schäublin und der Trainer Christian Weber Aufbauarbeit mit dem klaren Ziel, möglichst schnell ins professionelle Eishockey zurückzukehren. Entsprechend enttäuscht und wütend ist man über die abschlägige Antwort, die dem Klub in einer nüchternen E-Mail kommuniziert wurde.

Das Problem mit den Reglementen ist hausgemacht. Die Pandemie beeinträchtigte die Meisterschaften nicht überraschend in diesen Winter hinein. Trotzdem dachte niemand über Szenarien nach, wie ein allfälliges Loch in der Swiss League gestopft werden könnte.

Basel ist weiterhin bereit zum Aufsteigen. Schäublin sagt: «Bis Mitte Juni können wir noch reagieren. Die entsprechenden Budgets sind erstellt. Für eine Swiss-League-Mannschaft fehlen uns im Prinzip nur zwei Ausländer.» Die Grossstadt wäre in der Liga herzlich willkommen. Sie würde helfen, das ambitionierte Projekt der Selbstvermarktung voranzutreiben. Doch die Bürokratie des Verbandes blockiert den Basler Aufstieg. Auch deshalb will weg aus der Swiss League, wem diese Chance winkt.
 
Aus dem Zürcher Unterländer:

Kloten legt im Final vor
Und dann taucht plötzlich Kindschi auf

Der Playoff-Final der Swiss League zwischen Kloten und Ajoie hat auch auf dem Spielfeld begonnen – mit einem 5:2 für den EHC.

Auf das Vorgeplänkel und die Aufregung um einen Vertrag des Ajoie-Duos Hazen/Devos in Kloten (im Falle eines Aufstiegs der Zürcher) folgte endlich der Start der Finalserie in der Swiss League zwischen den beiden besten Teams der zweithöchsten Liga auf dem Eis. Und dabei war von den Pruntruter Kanadiern nur Philip-Michaël Devos, denn Jonathan Hazen fehlte. Fehlte erneut. Er hatte sich in Spiel 4 der Halbfinalserie gegen Langenthal eine Knieverletzung zugezogen. Nichts Gravierendes, hiess es. Aber Hazen fehlte nun immerhin schon drei Spiele.

Doch das hinderte Ajoie nicht daran, einen optimalen Start in Kloten zu erwischen. Nach 68 Sekunden führten die Pruntruter bereits 1:0, Kloten war nicht in der Lage gewesen, die Scheibe einigermassen geordnet aus dem Drittel zu bringen. Es folgten nicht gerade Playoff-übliche Minuten. In der vierten Minuten bereits glich Füglister mit dem ersten Abschlussversuch Kloten aus. Und da es in der Swiss League keine Coach’s Challenge gibt, um ein mögliches Offside zu überprüfen, wurde das erste Playoff-Tor Füglister Tatsache.
Wer die Möglichkeit hatte, genauer am TV nachzuprüfen, der entschied auf Offside. Nur zwei Minuten später führte Kloten dank eines Weitschusses von Jorden Gähler 2:1, das 2:2 war das Produkt des ersten Ajoie-Powerplays. Gespielt waren noch nicht einmal acht Minuten.

«Es war eine typische erste Periode eines ersten Spiels», sagte Trainer Per Hanberg. «Die Teams wollten einander ein bisschen spüren. Ajoie hat einige Checks angebracht.» So wild wie in den ersten Minuten aber war die Fortsetzung nicht mehr. Kloten wurde in der Defensive gefestigter. «Und in der Pause haben wir einige Dinge angesprochen, die wir verbessern mussten.»

Und dann 40 Minuten Kontrolle
Es war offenbar eine perfekte Vorbereitung für Drittel 2. In dem schoss Kloten ein schnelles Tor. Dario Meyer wurde nach 47 Sekunden durch einen Pass freigespielt, den sein Teamkollege hinter dem Ajoie-Tor gab. Und dort hatte sich nicht ein Stürmer, sondern mit Simon Kindschi ein Verteidiger, der eigentlich an der blauen Linie hätte absichern sollen, den Puck geholt. Plötzlich war er aufgetaucht, die Gegenspieler verloren die Ordnung, und Kloten hatte zugeschlagen. Vier Minuten später war Kindschi dann an der blauen Linie – und sein Schuss landete zum 4:2 im Tor.

Mit diesem Vorsprung im Rücken spielte Kloten nachher 40 beinahe perfekte Minuten. Die Arbeit wurde auf vier Linien gleichmässig verteilt, Ajoie versuchte mit Umstellungen und drei Angriffslinien etwas zu bewirken. Devos spielte nicht mehr nur mit Schmutz und Joggi, sondern auch noch mit anderen Flügeln. Weil Kloten nicht zu passiv wurde, gab es kaum Momente, in denen der erste Sieg in der Finalserie gefährdet gewesen wäre. «Wir liefen ohne Puck sehr gut, wir haben sie meistens gut vom Tor ferngehalten», war Per Hanberg zufrieden.

«Den glider in»
Das Schlussbouquet lieferte Eric Faille, als Ajoie ohne Goalie das dritte Tor suchte. Er gewann gegen Devos das Bully, kämpfte sich kurz frei und erzielte, an der Bande hinter dem Klotener Goal stehend, das 5:2. Der Puck glitt langsam ins Ajoie-Tor, exakt passend zum Klotener Lied, das bei einem Klotener Tor abgespielt wird: «Den glider in». Er gleitet hinein.
Und das alles nach getaner Arbeit. «Es kostet Kraft, Checks zu setzen», sagte Patrick Obrist von der Linie mit der besten Physis. «Doch es kostet noch mehr Kraft, Checks einzustecken.» Kloten hat ab dem zweiten Drittel das getan, was getan werden musste. Und dann, als die Sache erledigt war, konnte einige noch tun, was sie wollten. Alles lief rund. Es war auch ein ganz anderes Duell als noch gegen Olten. Kloten und Ajoie sind spielerische Mannschaften. Kloten scheint den Vorteil zu haben, dass die Defensiv-Arbeit besser organisiert ist.

Die Besten des EHC
★★★ Simon Kindschi
Er bediente Dario Meyer zum 3:2 – und schoss dann das 4:2 von der blauen Linie. Er und Fabian Ganz beendeten das Spiel mit einer Plus-3-Bilanz.
★★ Die Füglister-Linie
Jeffrey Füglister, Patrick Obrist und Juraj Simek setzten mit ihrem Körperspiel die Gegner immer und immer wieder unter Druck.
Dominic Nyffeler
Der Goalie verhinderte eine spannende Schlussphase mit einer starken Parade in der zweitletzten Minute – und war auch sonst klar besser als sein Gegenüber.
«Es war eine typische erste Periode eines ersten Spiels», sagte Trainer Per Hanberg. «Die Teams wollten einander ein bisschen spüren. Ajoie hat einige Checks angebracht.» So wild wie in den ersten Minuten aber war die Fortsetzung nicht mehr. Kloten wurde in der Defensive gefestigter. «Und in der Pause haben wir einige Dinge angesprochen, die wir verbessern mussten.»
 
Zuletzt bearbeitet:

Edgar

Lückenfüller
https://www.watson.ch/sport/eismeis...loten-wird-in-die-hoechste-liga-zurueckkehren
(Klausi widmet sich mal nicht dem SCB)

Allen ist klar, dass die Party eigentlich vorüber ist – Kloten wird aufsteigen
Kloten gewinnt den ersten Final gegen Ajoie 5:2. Aber das ist eigentlich unerheblich: Der Aufstieg ist vollbracht.

Früher gab es allerorten Tanzabende. Wenn es Zeit wurde, nach Hause zu gehen (allein oder auch nicht) und sich der Saal langsam leerte, spielte die Band leise noch ein paar Takte.

So ist es irgendwie mit dem Final der Swiss League zwischen Kloten und Ajoie. Die Saison ist eigentlich gelaufen. Unten auf dem Eis spielen die Teams noch ein wenig. So wie damals die Band. Durchaus flott. Aber allen ist klar, dass die Party eigentlich vorüber ist.

Kloten hat die Liga im Frühjahr 2018 nach einem der aufwühlendsten Abstiegsdramen unserer Hockeygeschichte verlassen. Ein Schauspiel in sieben Akten. Nun sind die Zürcher vergleichsweise heimlich, still und leise wieder zurückgekehrt.

Eine Reise nach Kloten zum ersten Final ist wie eine Zeitreise weit zurück bis ins letzte Jahrhundert. Als Kloten noch ein meisterlicher Dorfverein war. Wer aus den blühenden Landschaften des Bernbietes kommt, für den wirkt die Flughafenstadt ein wenig trostlos. Erst das Wissen um die reiche Hockeykultur hellt die Seele allerdings wieder auf.

Verschwunden ist das hoffärtige, arrogante, selbstgefällige Gehabe aus den Zeiten des Klotener Hockey-Hochkapitalismus und des sportlichen Unverständnisses unter Präsidenten wie Philippe Gaydoul, den nordamerikanischen Besitzern und Hans-Ulrich Lehmann. Vergessen sind die zerbrochenen Meisterträume und leeren Tresore von Jürg Bircher. Am Ende dieser Jahre des Hochmutes, der Hybris und der Ignoranz stand schliesslich der sportliche Ruin. Der erste Abstieg der Klubgeschichte.

Die Hockeygötter haben diesen Wahn, mächtig zu werden wie die ZSC Lions und alles besser zu wissen, schwer bestraft. Die Klotener haben inzwischen mit dem Abstieg Busse getan. Bescheidenheit ist eingekehrt. Freundlich und zuvorkommend sind alle Helferinnen und Helfer. Gastfreundschaft. Während das Spiel läuft, werden über die Soundanlage monotone, von Trommeln untermalte Anfeuerungsrufe eingespielt. Ein Stück Hockey-Romantik. Ein akustisches Zeichen der Verbundenheit mit den Fans, die nicht ins Stadion dürfen.

Das neue Kloten personifiziert der umtriebige Präsident Mike Schälchli. Ein charmanter, gefitzter und bestens vernetzter Macher, der in vielem an das charismatische SCB-Vermarktungsgenie Erwin Gross mahnt. Der Obmann hat verstanden, dass Kloten nicht werden kann wie die ZSC Lions. Dass Kloten auf dem Hockeymarkt nur eine Chance hat als sympathische Alternative zum mächtigen, reichen Titanen aus der grossen Stadt. Als «Anti-ZSC» sozusagen.

Gerade deshalb ist ihm bei der ganzen Sache mit den vorzeitig unter Vertrag genommenen Ajoie-Titanen Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen etwas unwohl. Er mag schon gar nicht mehr dementieren und hat beim «Blick», der die Sache ans Licht gebracht hat, angerufen. Aber nicht um wüst zu tun oder ein Dementi oder gar eine Gegendarstellung zu verlangen. Er hat sich lediglich bei den Hockey-Reportern Stephan Roth und Angelo Rocchinotti freundlich erkundigt, wer die ganze Sache ausgeplaudert habe. Die Quelle ist ihm natürlich nicht verraten worden.

«Wir haben doch den Aufstieg deswegen nicht gekauft »sagt Mike Schälchli. Die Angelegenheit ist ihm einfach nicht recht und man glaubt es ihm.
Die Klotener haben es ja auch nicht nötig, mit einer Schlaumeierei den Gegner zu schwächen. Sie sind besser. Der Sieg im ersten Finalspiel (5:2) war nie gefährdet und bereits der vierte in dieser Saison. Nur eine Partie in der Qualifikation und der Cup-Achtelfinal gingen verloren.

Vielleicht hätte Ajoie eine Chance, wenn die Jurassier auf einer Mission wären. Wenn sie mit heiligem Zorn, glutiger Seele und flammenden Herzen in dieses Finale gingen. So wie 2018 die Lakers in die Liga-Qualifikation gegen Kloten.

Aber ist das noch das wahre, das grosse Ajoie, das wir da im ersten Final gesehen haben? Das Ajoie, das in den letzten Jahren im Cup schon Titanen wie die ZSC Lions, Davos, Lausanne, Biel oder Langnau gebodigt hat? Nein, es war ein gut organisiertes, williges, fleissiges, aber halt gewöhnliches und braves Ajoie.

Trainer Gary Sheehan hatte eigentlich damit gerechnet, dass Jonathan Hazen für diesen ersten Final wieder ins Team zurückkehrt. «Aber er fühlte sich noch nicht fit genug. Ich gehe aber davon aus, dass er am Dienstag wieder dabei ist.» Die Dynamik und Energie des kanadischen Leitwolfes, der nächste Saison für Kloten stürmt (falls Kloten aufsteigt) fehlte dem Team bitterlich. Und Philip-Michaël Devos hat wahrscheinlich bei diesem ersten Finalspiel die schwächste Saisonleistung eingezogen. Garry Sheehan obliegt es, zusammen mit Sportchef Vincent Léchenne für nächste Saison zwei neue Ausländer zu suchen, wenn Jonathan Hazen und Philip-Michaël Devos denn tatsächlich nach Kloten zügeln.

Er kann sich Zeit lassen. Es ist nämlich nicht gänzlich auszuschliessen, dass die beiden einen Rückzieher machen und im Herbst bereits nach den Vorsaisonspielen einsehen, dass die National League für sie inzwischen eine Nummer zu gross geworden ist. Mit ein wenig Schlauheit müsste es ja möglich sein, den Hockeyvolkszorn ganz auf den Spieleragenten Gaëtan Voisard zu lenken, der bei diesem verunglückten Transfergeschäft die Finger zuvorderst im Spiel hatte. Und die verlorenen Söhne im Jura wieder in die Arme zu schliessen wie einst den verlorenen Sohn im Buch der Bücher.

Dass die ganze Sache die Klotener schon ein wenig umtreibt, zeigt die Reaktion von Mike Schälchli auf einen gutgemeinten Vorschlag des Chronisten: Warum nicht im letzten Finalheimspiel nach der Schlusssirene Philip Michaël Devos und Jonathan Hazen per Lautsprecherdurchsage in den Mittelkreis bitten und ihnen dort feierlich zu den Klängen von Beethovens Ode an die Freude ein Kloten-Leibchen überreichen, bereits bedruckt mit Nummern und Namen? Und sie schliesslich zweisprachig begrüssen: «We warmly welcome you! Nous vous souhaitons la bienvenue!»

Mike Schälchli ist für eine solche Idee ganz und gar nicht zu erwärmen. Er mag es nicht, dass man sich über Kloten lustig macht. Und recht hat er: Die Hochachtung vor der Klotener Hockey-Kultur verbietet eigentlich auch nur die Gedanken an solchen Schabernack. Also: Sorry, Mike!
Zeigen die Gerüchte um den bevorstehenden Wechsel der beiden Kanadier ausgerechnet zum Finalgegner Wirkung? «Nein», sagt Ajoies Trainer Garry Sheehan. «Natürlich war das in der Kabine ein Thema. Aber nur kurz. Man muss solche Gerüchte wegstecken und zur Tagesordnung zurückkehren.» Und dann sagt er, ein wenig Schalk blitzt in seinen Augen und in seiner Stimme sind leise Schwingungen der Ironie zu hören: «Wir haben beschlossen beiden zu glauben, dass da nichts dran ist.»

Es ist nicht einmal ganz sicher, ob Ajoie im Falle eines gewonnen Finals überhaupt aufsteigen würde. Niemand sagt es, aber allen – von Kult-Präsident Patrick Hauert über Trainer Garry Sheehan bis zu den Spielern – ist ganz tief in der Hockey-Seele, dort wo niemand hineinsieht, klar: eigentlich wäre die National League für Ajoie sportlich und wirtschaftlich eine Nummer zu gross. Und Liga-Manager Denis Vaucher hat für den Fall eines Falles längst juristische Brücken zu einem sanktionsfreien Aufstiegsverzicht gebaut.

Wird die National League auch für Kloten eine Nummer zu gross? Nun, nächste Saison ist der Abstieg noch einmal ausgesetzt. Die Zürcher werden also nicht absteigen. Die Frage ist, ob sie es schaffen, diese Atempause zu nützen um bis zur übernächsten Saison (2022/23) auf gutes Liga-Niveau nachzurüsten und ein tragfähiges finanzielles Fundament zu bauen. Nach dem Vorbild der Rapperswil-Jona Lakers, die im dritten Jahr seit der Rückkehr in die National League die Entwicklung von den «Miserablen» zu den «Respektablen» geschafft haben.

Das kann auch Kloten gelingen. Mit einer ersten Transfer-Schlaumeierei um die beiden Ajoie-Kanadier ist Mike Schälchli zwar ein wenig in die Bredouille geraten. Das ändert aber nichts daran, dass die Rückkehr zu den wahren Werten der Klotener Hockeykultur, zu Bescheidenheit gelungen ist. Und das ist die erste und wichtigste Voraussetzung.

Nominell dürfte die Mannschaft, die in diesem Final auf dem Eis steht, bereits auf Augenhöhe mit den SCL Tigers stehen. Denn eine zentrale Position ist formidabel besetzt: Torhüter Dominic Nyffeler (28), der Bruder von Rappis Melvin Nyffeler (26), ist gut genug, um auch in der National League die Nummer 1 zu sein.

Liebe Klotener, willkommen zurück in der National League!
 
https://www.watson.ch/sport/eismeister zaugg/975008768-swiss-league-kloten-wird-in-die-hoechste-liga-zurueckkehren
(Klausi widmet sich mal nicht dem SCB)

Allen ist klar, dass die Party eigentlich vorüber ist – Kloten wird aufsteigen
Kloten gewinnt den ersten Final gegen Ajoie 5:2. Aber das ist eigentlich unerheblich: Der Aufstieg ist vollbracht.

Früher gab es allerorten Tanzabende. Wenn es Zeit wurde, nach Hause zu gehen (allein oder auch nicht) und sich der Saal langsam leerte, spielte die Band leise noch ein paar Takte.

So ist es irgendwie mit dem Final der Swiss League zwischen Kloten und Ajoie. Die Saison ist eigentlich gelaufen. Unten auf dem Eis spielen die Teams noch ein wenig. So wie damals die Band. Durchaus flott. Aber allen ist klar, dass die Party eigentlich vorüber ist.

Kloten hat die Liga im Frühjahr 2018 nach einem der aufwühlendsten Abstiegsdramen unserer Hockeygeschichte verlassen. Ein Schauspiel in sieben Akten. Nun sind die Zürcher vergleichsweise heimlich, still und leise wieder zurückgekehrt.

Eine Reise nach Kloten zum ersten Final ist wie eine Zeitreise weit zurück bis ins letzte Jahrhundert. Als Kloten noch ein meisterlicher Dorfverein war. Wer aus den blühenden Landschaften des Bernbietes kommt, für den wirkt die Flughafenstadt ein wenig trostlos. Erst das Wissen um die reiche Hockeykultur hellt die Seele allerdings wieder auf.

Verschwunden ist das hoffärtige, arrogante, selbstgefällige Gehabe aus den Zeiten des Klotener Hockey-Hochkapitalismus und des sportlichen Unverständnisses unter Präsidenten wie Philippe Gaydoul, den nordamerikanischen Besitzern und Hans-Ulrich Lehmann. Vergessen sind die zerbrochenen Meisterträume und leeren Tresore von Jürg Bircher. Am Ende dieser Jahre des Hochmutes, der Hybris und der Ignoranz stand schliesslich der sportliche Ruin. Der erste Abstieg der Klubgeschichte.

Die Hockeygötter haben diesen Wahn, mächtig zu werden wie die ZSC Lions und alles besser zu wissen, schwer bestraft. Die Klotener haben inzwischen mit dem Abstieg Busse getan. Bescheidenheit ist eingekehrt. Freundlich und zuvorkommend sind alle Helferinnen und Helfer. Gastfreundschaft. Während das Spiel läuft, werden über die Soundanlage monotone, von Trommeln untermalte Anfeuerungsrufe eingespielt. Ein Stück Hockey-Romantik. Ein akustisches Zeichen der Verbundenheit mit den Fans, die nicht ins Stadion dürfen.

Das neue Kloten personifiziert der umtriebige Präsident Mike Schälchli. Ein charmanter, gefitzter und bestens vernetzter Macher, der in vielem an das charismatische SCB-Vermarktungsgenie Erwin Gross mahnt. Der Obmann hat verstanden, dass Kloten nicht werden kann wie die ZSC Lions. Dass Kloten auf dem Hockeymarkt nur eine Chance hat als sympathische Alternative zum mächtigen, reichen Titanen aus der grossen Stadt. Als «Anti-ZSC» sozusagen.

Gerade deshalb ist ihm bei der ganzen Sache mit den vorzeitig unter Vertrag genommenen Ajoie-Titanen Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen etwas unwohl. Er mag schon gar nicht mehr dementieren und hat beim «Blick», der die Sache ans Licht gebracht hat, angerufen. Aber nicht um wüst zu tun oder ein Dementi oder gar eine Gegendarstellung zu verlangen. Er hat sich lediglich bei den Hockey-Reportern Stephan Roth und Angelo Rocchinotti freundlich erkundigt, wer die ganze Sache ausgeplaudert habe. Die Quelle ist ihm natürlich nicht verraten worden.

«Wir haben doch den Aufstieg deswegen nicht gekauft »sagt Mike Schälchli. Die Angelegenheit ist ihm einfach nicht recht und man glaubt es ihm.
Die Klotener haben es ja auch nicht nötig, mit einer Schlaumeierei den Gegner zu schwächen. Sie sind besser. Der Sieg im ersten Finalspiel (5:2) war nie gefährdet und bereits der vierte in dieser Saison. Nur eine Partie in der Qualifikation und der Cup-Achtelfinal gingen verloren.

Vielleicht hätte Ajoie eine Chance, wenn die Jurassier auf einer Mission wären. Wenn sie mit heiligem Zorn, glutiger Seele und flammenden Herzen in dieses Finale gingen. So wie 2018 die Lakers in die Liga-Qualifikation gegen Kloten.

Aber ist das noch das wahre, das grosse Ajoie, das wir da im ersten Final gesehen haben? Das Ajoie, das in den letzten Jahren im Cup schon Titanen wie die ZSC Lions, Davos, Lausanne, Biel oder Langnau gebodigt hat? Nein, es war ein gut organisiertes, williges, fleissiges, aber halt gewöhnliches und braves Ajoie.

Trainer Gary Sheehan hatte eigentlich damit gerechnet, dass Jonathan Hazen für diesen ersten Final wieder ins Team zurückkehrt. «Aber er fühlte sich noch nicht fit genug. Ich gehe aber davon aus, dass er am Dienstag wieder dabei ist.» Die Dynamik und Energie des kanadischen Leitwolfes, der nächste Saison für Kloten stürmt (falls Kloten aufsteigt) fehlte dem Team bitterlich. Und Philip-Michaël Devos hat wahrscheinlich bei diesem ersten Finalspiel die schwächste Saisonleistung eingezogen. Garry Sheehan obliegt es, zusammen mit Sportchef Vincent Léchenne für nächste Saison zwei neue Ausländer zu suchen, wenn Jonathan Hazen und Philip-Michaël Devos denn tatsächlich nach Kloten zügeln.

Er kann sich Zeit lassen. Es ist nämlich nicht gänzlich auszuschliessen, dass die beiden einen Rückzieher machen und im Herbst bereits nach den Vorsaisonspielen einsehen, dass die National League für sie inzwischen eine Nummer zu gross geworden ist. Mit ein wenig Schlauheit müsste es ja möglich sein, den Hockeyvolkszorn ganz auf den Spieleragenten Gaëtan Voisard zu lenken, der bei diesem verunglückten Transfergeschäft die Finger zuvorderst im Spiel hatte. Und die verlorenen Söhne im Jura wieder in die Arme zu schliessen wie einst den verlorenen Sohn im Buch der Bücher.

Dass die ganze Sache die Klotener schon ein wenig umtreibt, zeigt die Reaktion von Mike Schälchli auf einen gutgemeinten Vorschlag des Chronisten: Warum nicht im letzten Finalheimspiel nach der Schlusssirene Philip Michaël Devos und Jonathan Hazen per Lautsprecherdurchsage in den Mittelkreis bitten und ihnen dort feierlich zu den Klängen von Beethovens Ode an die Freude ein Kloten-Leibchen überreichen, bereits bedruckt mit Nummern und Namen? Und sie schliesslich zweisprachig begrüssen: «We warmly welcome you! Nous vous souhaitons la bienvenue!»

Mike Schälchli ist für eine solche Idee ganz und gar nicht zu erwärmen. Er mag es nicht, dass man sich über Kloten lustig macht. Und recht hat er: Die Hochachtung vor der Klotener Hockey-Kultur verbietet eigentlich auch nur die Gedanken an solchen Schabernack. Also: Sorry, Mike!
Zeigen die Gerüchte um den bevorstehenden Wechsel der beiden Kanadier ausgerechnet zum Finalgegner Wirkung? «Nein», sagt Ajoies Trainer Garry Sheehan. «Natürlich war das in der Kabine ein Thema. Aber nur kurz. Man muss solche Gerüchte wegstecken und zur Tagesordnung zurückkehren.» Und dann sagt er, ein wenig Schalk blitzt in seinen Augen und in seiner Stimme sind leise Schwingungen der Ironie zu hören: «Wir haben beschlossen beiden zu glauben, dass da nichts dran ist.»

Es ist nicht einmal ganz sicher, ob Ajoie im Falle eines gewonnen Finals überhaupt aufsteigen würde. Niemand sagt es, aber allen – von Kult-Präsident Patrick Hauert über Trainer Garry Sheehan bis zu den Spielern – ist ganz tief in der Hockey-Seele, dort wo niemand hineinsieht, klar: eigentlich wäre die National League für Ajoie sportlich und wirtschaftlich eine Nummer zu gross. Und Liga-Manager Denis Vaucher hat für den Fall eines Falles längst juristische Brücken zu einem sanktionsfreien Aufstiegsverzicht gebaut.

Wird die National League auch für Kloten eine Nummer zu gross? Nun, nächste Saison ist der Abstieg noch einmal ausgesetzt. Die Zürcher werden also nicht absteigen. Die Frage ist, ob sie es schaffen, diese Atempause zu nützen um bis zur übernächsten Saison (2022/23) auf gutes Liga-Niveau nachzurüsten und ein tragfähiges finanzielles Fundament zu bauen. Nach dem Vorbild der Rapperswil-Jona Lakers, die im dritten Jahr seit der Rückkehr in die National League die Entwicklung von den «Miserablen» zu den «Respektablen» geschafft haben.

Das kann auch Kloten gelingen. Mit einer ersten Transfer-Schlaumeierei um die beiden Ajoie-Kanadier ist Mike Schälchli zwar ein wenig in die Bredouille geraten. Das ändert aber nichts daran, dass die Rückkehr zu den wahren Werten der Klotener Hockeykultur, zu Bescheidenheit gelungen ist. Und das ist die erste und wichtigste Voraussetzung.

Nominell dürfte die Mannschaft, die in diesem Final auf dem Eis steht, bereits auf Augenhöhe mit den SCL Tigers stehen. Denn eine zentrale Position ist formidabel besetzt: Torhüter Dominic Nyffeler (28), der Bruder von Rappis Melvin Nyffeler (26), ist gut genug, um auch in der National League die Nummer 1 zu sein.

Liebe Klotener, willkommen zurück in der National League!
Da haben wir ihn wieder, den wahren Glöggli-Gloon!
 
Kann man diesem Revolverhelden nicht ein Stadionverbot aussprechen?
Da kommt manchmal wirklich nicht viel schlaues dabei raus.. aber irgendwie scheint es mir ein eher versöhnlicher Artikel zu sein ohne das wirklich einzugestehen.

Nichts von gekauftem Aufstieg, unmoralischen Angeboten, Zerstörung des schweizer Hockeys oder Sinnlosikeit und Chancenlosigkeit in der NL ohne Absteiger...
Das Einzige, was mich wirklich stört ist, dass der nach Game 1 den EHC als Aufsteiger ernennt.. die Serie ist noch lang und kann noch viel passieren, aber solange das Team nicht so denkt, ist alles i.O.
 
Ein Sportjournalist, der über ein Finalspiel schreibt und dabei kein Wort über den Sport verliert.

Man könnte halt auch etwas über das Spiel schreiben. Dann würde einem auch auffallen, dass Ajoie mit einem zurückgekehrten Hazen, einem Wolf in Normalform und einer etwas anderen Spielweise noch enorm viel Steigerungspotential hat und die Serie noch überhaupt nicht entschieden ist.
 
Ein Sportjournalist, der über ein Finalspiel schreibt und dabei kein Wort über den Sport verliert.

Man könnte halt auch etwas über das Spiel schreiben. Dann würde einem auch auffallen, dass Ajoie mit einem zurückgekehrten Hazen, einem Wolf in Normalform und einer etwas anderen Spielweise noch enorm viel Steigerungspotential hat und die Serie noch überhaupt nicht entschieden ist.
Zaugg schreibt immer über das Drumherum und das Zwischendrin, aber kaum jemals über das Sportliche an sich. Ist eigentlich nichts neues. Für seriöse Analysen zum sportlichen gibts den Roli Jauch, den Simon Graf, den Adi Bürgler usw...
 
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