Presseschau

Sniper

Törliöffner
Ich verstehe die Bedenken von Creep nur zu gut. Für mich gibt es noch einige Unklarheiten und es kann für mich durchaus auf dasselbe hinauslaufen, wie von Creep beschrieben! Wie sich das Ganze genau gestaltet bleibt abzuwarten...
 
Ich verstehe die Bedenken von Creep nur zu gut. Für mich gibt es noch einige Unklarheiten und es kann für mich durchaus auf dasselbe hinauslaufen, wie von Creep beschrieben! Wie sich das Ganze genau gestaltet bleibt abzuwarten...
wie das am einfachsten abläuft?
Impfen, Zertifikat, zuschauen so einfach kann es gehen.
Gut ich als alter Sack kann das gut sagen. Wenn mir in 10 Jahren wegen der Impfung ein drittes Bein wächst, Glück gehabt fall ich weniger um. Im Ernst was hält euch von der Impfung ab? Ich denke der Bierkonsum schadet dem/der einen oder anderen mehr ;)
 
SL: Kein Absteiger 2022
Die Vertreter der elf Clubs der Swiss League haben sich heute im Haus des Sports in Ittigen zur Swiss League Ligaversammlung getroffen. Dabei wurde entschieden, dass es im Hinblick auf die Saison 2022/23 keinen Absteiger aus der Swiss League in die MySports League geben wird.

Nach dem Aufstieg des HC Ajoie in die National League und dem Ausbleiben eines Absteigers aus der National League resp. eines Aufsteigers aus der MySports League, spielen in der kommenden Saison 2021/22 elf Clubs in der Swiss League. Die Vertreter dieser elf Clubs haben sich heute nach der übergreifenden NL/SL Ligaversammlung zur Swiss League Ligaversammlung getroffen, wo SL-spezifische Themen besprochen wurden.
Dabei war unter anderem die Regelung bezüglich Abstieg aus der Swiss League in die MySports League zum Ende der Saison 2021/22 traktandiert. Die SL-Clubs haben entschieden, dass es 2021/22 keinen Absteiger aus der Swiss League geben wird. Ein Aufstieg aus der MySports League in die Swiss League wird möglich sein, falls ein oder mehrere Club/s die sportlichen und wirtschaftlichen Kriterien für die Aufnahme in die SL erfüllen.
Neben der Regelung bezüglich Abstieg in die MySports League wurden an der Versammlung vor allem formelle und organisatorische Angelegenheiten im Hinblick auf die anstehende Saison 2021/22 diskutiert.
Spielplan in Arbeit
Der Spielplan der Swiss League ist aktuell noch in Arbeit und sollte bis Ende Monat Juni veröffentlicht werden können
 
Ich hoffe mal das die Pre-Playoffs auf diese Saison hin abgeschafft werden?
10 Teams in den (Pre-)Playoffs bei einer Liga mit 11 Teams (und 3 Farmteams) würde ja die ganze Quali zur Farce machen. Noch mehr als sowieso schon.
 
Ich hoffe mal das die Pre-Playoffs auf diese Saison hin abgeschafft werden?
10 Teams in den (Pre-)Playoffs bei einer Liga mit 11 Teams (und 3 Farmteams) würde ja die ganze Quali zur Farce machen. Noch mehr als sowieso schon.
Stimmt, das ergibt unter diesen Umständen keinen Sinn. Ich muss allerdings eingestehen, dass ich das in der vergangenen Saison im A durchaus eine gute Sache fand. Ich war zuerst skeptisch, aber es eröffnet den schwächeren Teams Perspektiven. Und zu diesen würde ja auch Kloten im Falle eines Aufstiegs gehören
 
Stimmt, das ergibt unter diesen Umständen keinen Sinn. Ich muss allerdings eingestehen, dass ich das in der vergangenen Saison im A durchaus eine gute Sache fand. Ich war zuerst skeptisch, aber es eröffnet den schwächeren Teams Perspektiven. Und zu diesen würde ja auch Kloten im Falle eines Aufstiegs gehören
In der NLA macht es die Quali wohl spannender. Gerade auch wenn es dann 14 Teams sind.
Die Frage ist nur, ob es sportlich gerecht ist, wenn eine Mannschaft mit 56 Punkten aus 50 Spielen noch eine Chance auf die Playoffs bekommt. Und ob eine Best-Of-Three-Serie sportlich aussagekräftig oder doch eher ein bisschen eine Lotterie ist.
 
Stimmt schon. Andrerseits ist es halt einfach langweilig, wenn jede Saison ca. zwei Mannschaften an Weihnachten faktisch schon keine Chancen mehr auf die Playoffs haben und schon mit den Vorbereitungen für die nächste Saison beginnen können.
 

kimmo

Stammspieler
hals und beibruch. kei sekunde wotti dem zuelose.

vo mir gitts en läbeslange snus boykott, ich hoffe de lade gaht bald bankrott.

tschüss
 
K

kovalev

Guest
Interessant fand ich seine Antwort nach dem besten Spieler mit dem er je gespielt hat (100% einverstanden!) und seinem besten Coach (100% einverstanden!)
 
Ich hab mir alles angehört und war erstaunt, dass ich mich nicht pausenlos aufgeregt habe. Es war ein interessantes Interview und Wick hat gut geantwortet. Ich möchte jetzt nicht gerade sagen, dass er mir deshalb sympathisch(er) geworden ist, aber es war ganz ok. Der Typ ist ziemlich vielseitig und probiert alles mögliche aus. Davor ziehe ich den virtuellen Hut.
Bei seinem Nordamerika-Jahr hätte er, meiner Meinung nach, mehr Biss an den Tag legen müssen. Dann wäre auch mehr draus geworden. Die Zelte nach nur gerade 1 Saison wieder abzubrechen hinterlässt einen faden Eindruck. Aber das sagt sich natürlich so einfach aus Fan-/Zuschauerperspektive.
Anyway, 17 Jahre Profi-Eishockey, 3 Meistertitel, einige grosse Turniere mit der Nati, ein paar Spiele in der NHL und viel Geld - er hat nicht alles falsch gemacht. Ausser die grosse Röhre nach dem Meistertitel 14...:cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
hals und beibruch. kei sekunde wotti dem zuelose.

vo mir gitts en läbeslange snus boykott, ich hoffe de lade gaht bald bankrott.

tschüss
Mir ist er sogar recht sympathisch herübergekommen. Und einfach nicht vergessen: Vor und während Wicks Wechsel zum "Z" war Klotens kriminelles Katastrophen-Kabinett am Werk. Wick hätte mit seinem grossen Kloten-Herz trotzdem auf recht viel Stutz verzichtet - sein Wechsel absolut nachvollziehbar, ich hätte auch so gehandelt. Seine Enttäuschung über den Gingg ins Füdli schien extrem gross gewesen zu sein, deshalb vielleicht auch da und dort mal ein Seitenhieb gegen seinen Stammclub.
 
Hier noch ein Tagi-Artikel über Tomlinsons "schrecklich nette Familie". Hat jetzt zwar nichts direkt mit dem EHC zu tun, aber ein bisschen etwas über das Privatleben des neuen Coachs zu erfahren ist auch interessant.

Kloten-Trainer Jeff Tomlinson
Wenn dein hoch begabtes Kind wildfremde Leute korrigiert

Der Kanadier hat zwei komplett unterschiedliche Kinder grossgezogen – an seine Grenzen brachten ihn beide. Kein Wunder, ist er für den Trainerjob geschaffen.

Nein, Conner Tomlinson ist nicht autistisch, auch wenn ihn Vater Jeff und Mutter Ginny früher hin und wieder scherzhaft «Rain Man» nannten. Man könne vielleicht von einer Persönlichkeitsstörung reden, ansonsten sei sein heute 22-jähriger Sohn «normal», sagt Jeff Tomlinson. «Aber wer ist schon wirklich normal?», schiebt der Kanadier gleich nach. Da mag man nicht widersprechen. Zumindest speziell ist es dennoch, was Klotens neuer Trainer und seine damalige Ehefrau mit ihrem ersten Sohn erlebten und immer noch erleben.

Es begann, als Conner anfing, die beiden frühmorgens zu wecken, weil er Schach spielen wollte. Das war noch vor dem vierten Geburtstag. Dann häuften sich Erlebnisse wie dieses in Berlin, wo Tomlinson damals als Spieler engagiert war: Der fünfjährige Conner, der bei einer Stadtführung den Tourguide korrigiert, weil dieser bei der Beschreibung einer Statue die griechische Wasser-Gottheit Poseidon mit deren römischem Pendant Neptun verwechselt hatte. Oder wie er wildfremden Leuten zuhörte und sie auf grammatikalische Fehler aufmerksam machte. «Immer wenn er einen Satz mit ‹Also eigentlich …› begann, zuckte ich zusammen und dachte: ‹Was kommt jetzt?›», erzählt Tomlinson.
Und als in der Primarschule Conner von der ersten direkt in die fünfte Klasse hätte wechseln sollen und zudem eine besondere musikalische Begabung festgestellt wurde, war für die Eltern klar: Ihr Sohn ist hoch begabt. Ihn vier Stufen überspringen zu lassen, kam für sie dennoch nicht infrage, sagt Tomlinson: «Seine Mitschüler wären ja fast doppelt so alt gewesen.» Dem kleinen Conner, der einfach nicht anders konnte, als ein Besserwisser zu sein, und diesen Drang in jungen Jahren nicht unter Kontrolle brachte, wollten sie dies nicht zumuten.

Und dann gibts ja noch einen …
Weil Heimunterricht in Berlin nicht bewilligt wurde, ging Ginny mit den Söhnen zurück in die USA nach Raleigh in North Carolina, wo die drei heute auch leben. Dort begann Conner mit dem Geigenspiel, bald spielte er auch Gitarre und Klavier und überraschte seine Familie immer wieder: «Genauso, wie er alles, was er liest, sich exakt merken kann, spielt er Melodien nach nur einmal Hören sofort nach», erzählt der Vater. Heute spielt Conner mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Zac in einer Band, die Stilrichtung hat sich von der Klassik zu teilweise extremem Metal gewandelt.

Bruder Zac – ihn hatten wir ja noch gar nicht erwähnt. Er ist mehrfacher Weltmeister im Seilspringen, Weltrekordhalter im Speed Jump und trat 2018 im von Rolf Knie gegründeten Circus Salto Natale mit dem Springseil erstmals als Artist in der Manege auf. Als Kind war Zac das Gegenteil von Conner. Hier der eine, immer Klassenbester, da der andere, im steten Kampf mit den Noten. Dann entdeckte Zac das Seilspringen, das Talent war schnell sichtbar. «Das war sein Ding. Was wir sowieso vermeiden wollten, mussten wir darum gar nicht erst tun», erzählt Jeff: «Die beiden anhand ihrer Noten vergleichen.»
Denn einfach war es für Zac nicht immer mit einem Bruder wie Conner. Das galt aber auch für die Eltern. «Ginny war die smartere von uns beiden, sie konnte besser mit Conner umgehen, machte einen Super-Job mit ihm», erzählt Jeff, für den sich der Umgang mit Zac und dessen sportlicher Begabung natürlicher anfühlte. Jener mit Conner? Oft kompliziert, denn: «Dass dein Sohn mit acht schon schlauer ist als du selbst, ist speziell. Noch schwieriger wird es, wenn du spürst, dass er das auch selber weiss …»

Weil die Söhne in Raleigh leben und Tomlinson nach dem Ende seiner Spielerkarriere 2003 in Europa blieb und seither ununterbrochen als Trainer gearbeitet hat, sieht er seine beiden Söhne nicht mehr häufig. Ende Juli war es wieder so weit, beide kamen aus den USA für zwei Wochen in die Schweiz zu Besuch. Es war das erste Treffen nach zwei Jahren. Tomlinson ist mittlerweile in zweiter Ehe verheiratet, seine Partnerin Andrea und er haben eine dreijährige Tochter, Olivia.

Die Parallelen zum Job als Eishockeytrainer
Das heisst aber nicht, dass Conner und Zac ihren Vater nicht nach wie vor beeinflussen würden. Denn so viele Herausforderungen ihm die Erziehung seiner speziellen Söhne bescherten, so sehr hat er auch für seine heutige Arbeit als Trainer dazulernen können: «Ich habe Conner häufig missverstanden und musste lernen, dass es für dieselben Dinge oft mehrere Arten der Kommunikation gibt.»
Der häufig schwierigere Zugang zu Conner habe ihn empathischer gemacht als Trainer: «Ich kann besser zuhören, mich in andere Personen besser hineinversetzen. Der Umgang mit Spielern kann ähnlich sein: Nicht alle wollen oder können immer direkt sein in der Kommunikation mit ihren Trainern.» Erst recht helfen ihm die Erfahrungen mit seinen Söhnen im Umgang mit den «Künstlern» unter den Spielern, den Freigeistern und besonders Begabten, die häufig als «schwierig» zu coachen gelten – in den letzten beiden Saisons in Rapperswil-Jona war Stürmer Roman Cervenka so einer.
Vor allem bei Conner habe er oft harsch reagiert, weil er ihn falsch verstanden habe. Er fühle sich heute schlecht, wenn er an diese Situationen zurückdenke, sagt Tomlinson. Er nütze auch das als Lektion für sich als Trainer: «Erziehung und Coaching sind heute viel näher als zu meiner Zeit als Spieler», sagt er. Er versuche darum, gerade jungen Spielern keine verletzenden Worte zu sagen: «Ich würde schliesslich auch nicht wollen, dass mit meinen Kindern so umgegangen wird.»
 
Noch ein Artikel ohne EHC-Bezug, dafür umso ernsthafter und regt den einen oder anderen sicherlich zum Nachdenken an: Teil 1

Depressionen im Sport

«Und dann dachte ich: Es wäre einfacher, nicht mehr hier zu sein»

Eishockeyspieler Perttu Lindgren spürte schon immer, dass etwas nicht stimmt. Aber Hilfe suchte er keine – bis nichts mehr undenkbar schien. Jetzt will er aufrütteln.

Perttu Lindgren weiss, dass für seine Geschichte nicht alle Verständnis haben werden: Wer an Athleten denke, denke auch an Glamour und gerade bei Eishockey vor allem an die tollen Spiele. Und an Toughness. Und wenn er sagt, dass es «natürlich das Beste ist, wenn du das tun kannst, was du liebst», dann weiss er auch, dass das, was er erzählen will, von vielen bloss als Gejammer wahrgenommen werden wird.

Dass er seinen Sport liebt, steht ausser Frage. Der Mittelstürmer liebte das Spiel schon als Jugendlicher so sehr, dass er sich nur darüber definierte. Und jedes Mal, wenn er schlecht spielte, sagte ihm seine innere Stimme: Du bist ein schlechter Mensch. Ohne Eishockey wirst du nichts mehr wert sein.

Man gab diese Werte weiter: Nicht klagen!
Diese Gedanken blieben bis heute Weggefährten. Als Teenager und auch die Jahre danach konnte er damit umgehen. Dachte er zumindest. Eigentlich tat er das: Schweigen. Verdrängen. Alles in sich hineinfressen. Auch, weil das in seiner Umgebung in Tampere normal war, sagt Lindgren: «Es ist auch ein wenig finnisch, wenn du so aufwächst: Behalte alles in dir drin, rede nicht darüber.»

Lindgrens Vater wurde 1947 geboren, kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs, er bekam diese Werte von seinen Eltern vermittelt, er gab sie an seinen Sohn weiter: nicht klagen. «Mein Grossvater war im Krieg, er hatte Granatensplitter im Rücken», erzählt Lindgren. «Da gehst du doch nicht zu ihm und klagst, es gehe dir schlecht. Du öffnest dich nicht jemandem, dem es noch schlechter geht.» Also schwieg er.

Er schwieg auch, nachdem er vor 15 Jahren Karoliina kennen lernte, er 18, sie 22. Die beiden leben heute mit ihren vier Kindern in Davos, wo er ab 2013 für den HCD spielte und 2016 zum besten Spieler der National League gewählt wurde, bis er im Januar 2021 nach Biel transferiert wurde. «Ich wusste sofort, sie ist die Richtige», sagt Lindgren. Dennoch sprach er auch mit ihr nicht darüber, wenn es ihm schlecht ging.

Sie begleitete ihn zwei Mal für ein Jahr in die USA, wo er für das Farmteam der Dallas Stars spielte, dazwischen kehrten die beiden für ein Jahr nach Finnland zurück, weil er sich beim ersten Anlauf in der AHL schlecht und fremd fühlte und er sich mit den Stars für eine Ausleihe nach Rauma einigen konnte. Dort erlebte er ein Jahr Abstiegskampf in Extremis, das Team rettete sich erst im letzten Saisonspiel.

In dieser Zeit lernte er, mit diesen Gedanken zu leben: Wir spielen schlecht, ich spiele schlecht, ich bin ein schlechter Mensch. «Ich merkte erstmals, dass etwas wirklich nicht stimmt mit mir», sagt Lindgren. Es blieb aber dabei: Verdrängen, nicht darüber reden. Wenn es ihm auf dem Eis lief, half es dem Kopf, er hangelte sich durch, von gutem Spiel zu gutem Spiel, Jahr für Jahr.

Teamkollegen einweihen? Lindgren winkt ab: «Du willst sie nicht runterziehen, willst keinen schlechten Einfluss auf sie haben.» Wissen seine früheren Mitspieler in Davos von seinen Problemen? Lindgren überlegt und sagt: «Ich glaube nicht. Das wird auch für sie eine Neuigkeit sein.»

Die andere Version vom Abgang aus Davos
Es mutet im Nachhinein ironisch an, dass der HCD Anfang Januar 2021 sich nach mehreren gescheiterten Versuchen durch Trainer Christian Wohlwend, die Situation zu verbessern, von ihm trennen und ihn nicht mehr im Training haben wollte. Grund: Lindgren ziehe mit seiner Art die Mannschaft nach unten – das zumindest ist das Narrativ in Davos. Lindgrens Story geht so: «Ich hatte nur mit dem Trainer Probleme, mit niemand anderem. Ich war es, der wegwollte.»

Und damit sind wir beim für Lindgren entscheidenden Punkt: Hilfe suchen. Um sich überwinden zu können, brauchte es die Gehirnerschütterung im vierten Spiel mit Biel Ende Januar. Seine erste, die aber so schwer war, dass seine dunkelsten Tage begannen.

Und plötzlich ist die Lust weg. An allem.
Lindgren wohnte alleine in Biel, Ehefrau und Kinder waren in Davos geblieben, sie besuchten ihn jeweils am Wochenende. Er hatte Zeit für viele Gedanken, nicht alle waren gut und vor allem nicht rational für Menschen ohne seine Probleme. Das Gefühl der Wertlosigkeit. Die Scham, nach nur vier Spielen nichts mehr für das neue Team tun zu können. Dann die Panikattacken, gefolgt von totaler Gleichgültigkeit. Am Morgen starrte er nur noch auf sein Frühstück und dachte, dass das eh nichts bringe. Irgendwann dann fand er: «Es wäre einfacher, nicht mehr hier zu sein.»

«Ich wollte auch die finnischen Kollegen in Biel nicht belasten. Und Antti machte sowieso etwas ganz anderes durch.»

Perttu Lindgren

Jetzt handelte er. Lindgren hatte kaum mit jemanden in Biel darüber gesprochen, auch nicht mit den Landsmännern, ausser ganz kurz mit Petteri Lindbohm. Die anderen, Toni Rajala und vor allem den an Krebs erkrankten Trainer Antti Törmänen, liess er in Ruhe. «Ich wollte sie nicht belasten. Und Antti machte sowieso etwas ganz anderes durch.»

Dafür kontaktierte Lindgren Tommi Kovanen, einen früheren Teamkollegen in Rauma, von dem er wusste, dass er mit gleichen Problemen gekämpft hatte. Kovanen war nach einem Suizidversuch im Spital aufgewacht, schrieb danach Bücher über sein Schicksal. Und Lindgren rief seinen finnischen Therapeuten an. Vor allem entschied er sich, erstmals richtig ehrlich mit ihm zu sein.

Sein Therapeut ist Tuomas Grönman, selbst ehemaliger Eishockeyspieler. Für mehrere finnische Medien war er Auskunftsperson während der Olympischen Spiele in Tokio rund um die Turnerin Simone Biles. Grönman sagt: «Spitzensportler sind besonders anfällig für Depressionen und Angstzustände.» Seit 2013 hatte Lindgren mit Grönman in losen Abständen zusammengearbeitet. Er hatte ihn erstmals kontaktiert, als er aus der russischen KHL nach Davos gewechselt hatte.

Lindgren hatte die Saison zuvor bei einem Moskauer Vorortsclub begonnen, war dann via Spielertausch in Chabarowsk und damit nahe der russischen Grenzen zu China und Nordkorea gelandet. Die Einsamkeit, weil die Familie nicht immer bei ihm war, aber auch die für europäische Verhältnisse grotesk anmutenden Reisen für die Handvoll ganz im Osten Russlands beheimateten KHL-Clubs – beides hatte Lindgren und seinen Problemen nicht geholfen.

Lindgren und Grönman hatten zwar jahrelang miteinander Kontakt, doch erst jetzt machte er wirklich reinen Tisch. Ein Depressions-Schnelltest bestätigte die Vermutung des Therapeuten: Lindgren landete in der zweithöchsten Stufe «ziemlich ernsthaft», wie es Lindgren formuliert. Weitere Tests später hatte er die Gewissheit darüber, was er schon immer vermutet hatte, sich aber nicht zugestehen wollte: Er leidet an Depressionen.
 
Teil 2:

Panikattacke? Schreiben hilft
Zur Therapie gehören Diskussionen über die Kindheit und Antidepressiva, die Lindgren seither nimmt. Aber auch Schreibarbeit. Als Lindgren einmal in Zürich im Concussion Center in der Schulthess-Klinik auf seinen Termin wartete, überkam ihn eine Panikattacke. Er hatte das Gefühl, jemand wolle ihm die Luft zum Atmen abklemmen. Sofort schrieb er Grönman, der ihm riet, das Erlebte sogleich niederzuschreiben. Das half.

«Hast du Zeit für einen Anruf? Ich habe eine Frage. Ich möchte etwas erzählen, will aber kein Mitleid.»

Perttu Lindgrens Worte bei seinem Entscheid, gegenüber dieser Zeitung erstmals über seine Krankheit zu reden

Der nächste Schritt Lindgrens war der Wunsch, seine Geschichte öffentlich zu machen. Weil er überzeugt ist, dass je mehr Sportler mit seiner Krankheit sich öffnen, desto mehr lassen sich animieren, Hilfe zu suchen, statt alles zu verdrängen. Anfang März meldete er sich per SMS: «Hast du Zeit für einen Anruf? Ich habe eine Frage.» Am Telefon erzählte er kurz von seiner Krankheit und dass er gerne ausführlich darüber sprechen möchte: «Aber erst, wenn es mir wieder besser geht. Und das ist wichtig: Ich möchte kein Mitleid.»

Und so sitzen wir nun Monate später zu Hause bei ihm in Davos, die Saison ist längst zu Ende, Lindgren erzählt auch von den Fortschritten, aber auch von den nach wie vor schlechten Zeiten, wenn er sich in sein Zimmer einschliessen und alleine sein muss und dies seiner Ehefrau per Kurznachricht mitteilt. Das fällt ihm nicht leicht, denn er wisse nicht, wo er heute ohne ihr Verständnis und ihre Unterstützung wäre. Seine Kinder wissen nur, dass er an einer Gehirnerschütterung leidet. Er werde sie vor dem Erscheinen dieses Artikels über alles andere aufzuklären versuchen, sagt Lindgren.

Er mache Fortschritte, auch bei der Gehirnerschütterung, sagt Lindgren, noch hat er aber Probleme mit dem rechten Auge, wenn er seinen Kopf schnell bewegt. Dann sieht er nicht alles klar oder sich in Bewegung befindende Objekte in einem nicht der Realität entsprechenden Tempo. Auch daran arbeitet er nach wie vor in Zürich. Und er kann sich immer häufiger selbst überzeugen, dass er nicht nur Athlet ist, sondern auch «bloss» als Vater und Ehemann eine gute Person sein kann.

Warum Corona und die Entschleunigung halfen
Die Panikattacken gibt es immer noch, diese überkamen ihn früher oft auch inmitten von Menschenmassen. Er gehörte darum vor einem Jahr, als Corona kam, zu jenen, die in Social Distancing und anderen Massnahmen auch Positives sahen: «Die Entschleunigung im Alltag. Einen Grund haben, nichts tun zu müssen, zu Hause bleiben zu dürfen. Oder einfach mal richtig Zeit für die Kinder zu haben.»

Noch ist offen, wo Lindgren nächste Saison spielen wird, er ist vertraglos. Erstmals seit langem blickt er aber positiv in die Zukunft, er denkt auch schon über die Zeit nach der Karriere nach, er will einst Spielern in ihrem Alltag helfen, seine Erfahrungen weitergeben. Denn in dieser ganzen Geschichte sei das seine wichtigste Nachricht an alle: «Redet darüber, wenn ihr Probleme habt! Lasst Hilfe zu!» Er wünscht, er hätte dies selbst ebenfalls viel früher getan.
 
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