Abgang mit Jokinen unter dem Arm
Hans-Ulrich Lehmann hatte an der GV seinen letzten Auftritt als Präsident der EHC Kloten Sport AG. Seine Nachfolger mit Rolf Tresch an der Spitze wurden ohne Nebengeräusche gewählt.
Tolles Abschiedsgeschenk: Der neue Präsident der EHC Kloten Sport AG, Rolf Tresch (in der Mitte links), schüttelt die Hand seines Vorgängers Hans-Ulrich Lehmann, der eben als Abschiedsgeschenk ein Erinnerungsstück vom besten Spieler, der in seiner Amtszeit in Kloten gespielt hat, Jussi Jokinens Leibchen mit der Nummer 36, in einem Bilderrahmen mit den Unterschriften aller Spieler, erhalten hat. Hinten stehen Heinz Eberhart (links) und Mike Schälchli (rechts). Bild: Francisco Carrascosa
Das war in den letzten Jahren selten genug: Eine GV der EHC Kloten Sport AG, erst noch mit einem Besitzerwechsel, lief ohne Aufreger ab. Hans-Ulrich Lehmann, der scheidende Präsident, begann den Anlass zwar mit zwei Minuten Verspätung, der formelle Teil allerdings war bereits nach 33 Minuten erledigt.
Lehmann nutzte den Anlass im Klotener Schluefweg-Zentrum für einen Rückblick auf seine drei Amtsjahre. Am 30. April 2016, einem Samstag, habe er um 9 Uhr einen Telefonanruf entgegengenommen von einer Nummer, «die ich nicht kannte». Normalerweise reagiere er nicht, damals habe er es getan. Am anderen Ende war der Anwalt der Noch-Kloten-Besitzer aus Nordamerika mit der Nachricht: «Sie können den Verein zu Ihren Bedingungen übernehmen», wurde ihm mitgeteilt. Die erste Saison 2016/17 sei mit dem Cupsieg eine tolle Sache gewesen, aber liege schon lange zurück. Das Jahr darauf war schwieriger, «mit dem hoch dramatischen siebten Spiel gegen die SCRJ Lakers und dem Abstieg». Doch das Jahr darauf, die letzte Saison, sei für ihn noch viel schlimmer gewesen. «Das war die grösste Enttäuschung, dass wir nicht über die Viertelfinals der Swiss League hinausgekommen sind. Der Sport hat total versagt.» Doch die drei Jahre voller Emotionen wolle er trotz dieses wenig erfreulichen Endes nicht missen.
Kloten ohne Kloter
Er gab seinen Nachfolgern vier Tipps mit auf den Weg: Der Sport sei ein «Monkey Business»; hört weniger auf andere, sondern geht euren eigenen Weg; Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser; dazu brauche es eine kompromisslose Leistungskultur. Er habe massive Fehler begangen, dafür habe er auch zahlen müssen. Auf die vergangene Saison bezogen: Knapp 1,5 Millionen Franken betrug das Minus, das vom bisherigen Aktionariat, also Lehmann, abgedeckt wurde.
Lehmann erhielt von seinen Nachfolgern als Abschiedsgeschenk ein Erinnerungsstück vom besten Spieler, der in seiner Amtszeit in Kloten gespielt hat: Jussi Jokinens Leibchen mit der Nummer 36, in einem Bilderrahmen mit den Unterschriften aller Spieler. Er zog mit diesem Geschenk unter dem Arm von dannen. Der neue Verwaltungsrat mit Rolf Tresch als Präsident und Mehrheitsaktionär, mit Mike Schälchli, Heinz Eberhart und Pascal Signer, dem Delegierten des VR, wurde wie erwartet gewählt. Zum letzten Mal durch die GV führte Michael Kloter. Der Anwalt war bereits wichtige Stütze in der Taskforce gewesen, die 2012 Kloten vor dem finanziellen Kollaps rettete.
Infobox
Lehmanns letzter Ausgleich und ein positiver Ausblick
Die Swiss-League-Saison kostete den scheidenden Präsidenten Hans-Ulrich Lehmann knapp 1,5 Millionen Franken. Gestern wurden seine Nachfolger gewählt. Bei einem Aufwand von 9,5 Millionen Franken – rund die Hälfte des Budgets der letzten Saison in der National League – resultierte für die EHC Kloten Sport AG in der ersten Saison der Swiss League ein Verlust von 1,454 Millionen Franken. Die Jahresrechnung weist nur einen Verlust von 822 Franken auf, weil der nach drei Jahren scheidende Präsident und Mehrheitsaktionär Hans-Ulrich Lehmann das grosse Minus abgedeckt hat. Entstanden ist es, weil das Team bereits in den Viertelfinals nach nur zwei Heimspielen scheiterte.
An der GV gestern in Kloten wurden wie erwartet die Nachfolger Lehmanns gewählt: Präsident und Mehrheitsaktionär Rolf Tresch, Mike Schälchli, Heinz Eberhart und Pascal Signer. Kloten wird unter der neuen Führung mit einem Budget von rund 8,5 Millionen Franken operieren. Was optimistisch stimmt: Für die nächste Saison wurden bis gestern 3400 Dauerkarten abgesetzt. (jch)
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