Klotens Trumpfkarte: Verzicht auf TV-Gelder
Der Sieger der Swiss-League-Qualifikation hat für die Ligaversammlung vom Freitagnachmittag einen Antrag auf den Aufstieg in die National League gestellt.
Klotens Spieler verabschieden sich von ihren Fans in der Swiss-Arena. Werden sie einander in der National League wiedersehen?
Klotens Trainer Per Hanberg schüttelte traurig den Kopf. «Im letzten Jahr war es die Halle, jetzt ist es das Virus.» Mit Langenthal konnte er als Sieger der Swiss League die Ligaqualifikation (gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers) nicht bestreiten, weil der Schoren die minimalen Anforderungen für einen Aufstieg in die National League nicht erfüllte. Wie gut er im März 2020 mit Kloten unterwegs war für die Halbfinalserie gegen Langenthal, zeigte das Testspiel, das gleichzeitig zum letzten Match der Saison wurde. Gegen Lugano siegte der EHC 6:2. Den ganz wenigen Kloten-Fans, die diese Partie sahen, tat es richtig weh. Alles sah so gut aus – und dann kam der Abbruch. Der stand am Mittwochabend praktisch schon fest, am Donnerstagmorgen beschloss die Liga das Saisonende dann auch tatsächlich.
Das Team, der Trainer, die Führungscrew des Vereins – sie müssen einem leidtun nach dem guten Job, den sie in dieser Saison erledigt haben. Präsident Mike Schälchli sagt: «Unsere ganze Saison war darauf ausgerichtet, den Aufstieg zu schaffen. Der Stopp der Meisterschaft hat uns jäh getroffen. Ich würde mir wünschen, dass wir noch spielen. Natürlich müssen wir uns den Entscheidungen fügen, die Gesundheit geht vor. Aber wir kämpfen bis zum Schluss für den Aufstieg, das sind wir unserem Team und den Fans schuldig.»
Bitter für Per Hanberg: Nach dem verhinderten Kampf um den Aufstieg mit Langenthal 2019 muss der Coach nun auch mit Kloten um die Früchte seiner Arbeit bangen. Bild: Leo Wyden
Nachtschichten für Antrag
Klotens Führung spricht nicht nur, sie hat auch gehandelt. Ein Antrag auf Aufstieg im besonderen Fall eines frühzeitigen Saisonendes war in Vorbereitung, die Nachricht aus dem Tessin, dass bis Ende März keine Sportveranstaltung durchgeführt werden darf, hat Nachtschichten der Beteiligten gefordert. Aber das Ergebnis ist schon einmal erfreulich. Kloten hat einen Antrag zum Aufstieg eingereicht, und der steht, nach erstinstanzlicher Ablehnung, am Freitag auf der Traktandenliste bei der Ligaversammlung in Ittigen bei Bern. Kloten erfüllt die Vorgaben der National League ohne Auflagen. Sportlich steht fest: Die Klotener sind Qualifikationssieger. Und sie können neben dem sportlichen Ausweis und der Tradition auch ihre Zuschauerzahlen als Argument einbringen: Es kamen in der Qualifikation mehr Besucher in die Swiss-Arena (4809) als zu den Heimspielen der National-League-Teams Davos (4444) und Rapperswil-Jona (4050).
Klotens Antrag ist der erste auf der Traktandenliste der Ligaversammlung, und die Clubs haben ihn mittlerweile studieren können. Dabei wird ihnen die grosse Klotener Trumpfkarte auf keinen Fall entgangen sein: Sollte der EHC aufsteigen, würde er als 13. Club der National League auf seinen Anteil an TV-Geldern verzichten, die 12 aktuellen Vereine würden also weiterhin 1,8 Millionen Franken beziehen. Es gibt sportlich ohnehin keine Verlierer aus der höchsten Liga, zum zweiten Mal in Folge muss sich der Letzte nicht dem Kampf gegen den Abstieg stellen. Eigentlich müsste die Trumpfkarte Klotens eine ziemlich gute sein, denn das Argument des finanziellen Verlustes verfängt nicht. Im Gegenteil. Man könnte ja auch behaupten, Aufsteiger Kloten bringe mehr Einnahmen mit zusätzlichen Heimspielen und einer guten Fanbasis.
13er-Liga kein Novum
Wie bei allen anderen Anträgen auch ist heute eine Dreiviertelmehrheit nötig, damit überhaupt darauf eingetreten wird. Das heisst, 45 von 60 Stimmen (3 pro National-League-Club, 2 pro Swiss-League-Verein) sind erforderlich. Erst dann kann Kloten seinen Vorschlag präsentieren. Gleiches gilt für Visp. Der Vierte der Qualifikation reklamiert für sich ebenfalls einen Platz in der National League. Und aus der MSL will der EHC Basel in die Swiss League aufsteigen, auch er würde auf die TV-Gelder verzichten.
Kloten und Visp hoffen darauf, dass sich Ähnliches ereignet wie 2003: Damals wurde die Liga für die Saison 2003/04 auf 13 Teams aufgestockt, weil sich im Frühjahr ein folgenschwerer Formfehler ereignet hatte. Fribourg setzte einen nicht qualifizierten Spieler ein, später wurden Resultate korrigiert, das Playout und die Ligaqualifikation abgeschafft. Es gab keinen Absteiger – aber der EHC Basel durfte als Sieger der damaligen Nationalliga B aufsteigen.