Vor Aufstiegsduell: Kloten stibitzt Erfolgsduo von Ajoie
Devos und Hazen wechseln im Aufstiegsfall zum EHC. Das bringt Brisanz ins Duell der zwei gegensätzlichen Clubs, die ab Sonntag um den 13. Platz in der National League kämpfen.
Die Ausländer:
Klotens Vertrag mit Devos/Hazen
Gary Sheehan bei Ajoie weiss: Wenn er seine Ausländer bei guter Laune hält, dann wird vieles gut. Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen spielen seit 2015 für den Club aus Pruntrut. Jahr für Jahr belegen sie in der Skorerwertung der Liga die Plätze 1 und 2. Seit dem Cupsieg 2020 spekulieren sie auf einen Platz in einem Team der National League. Diesen Weg wollte Kloten dem Duo ebnen. Der Club schloss mit Devos/Hazen bereits im September 2020 einen Vertrag ab – für den Fall eines Aufstiegs der Zürcher Unterländer.
Später hat Spielervermittler Gaëtan Voisard noch einmal eine Möglichkeit gesehen und als Agent eine zweite Partie eröffnet: Er handelte für seine zwei Klienten auch beim HC Ajoie eine Verlängerung der Verträge aus – bis 2024 respektive 2025; mit einer Ausstiegsklausel für die National League. Devos/Hazen spielen 2021/22 also auf jeden Fall in der höchsten Liga. Entweder bei Kloten oder für Ajoie. Kloten hat die Verträge mit seinen zwei Ausländern Robin Figren und Eric Faille bereits verlängert. Ob Hazen, der in den zwei letzten Partien wegen einer Knieverletzung fehlte, bereits ab Sonntag wieder spielen kann, ist offen.
Die Trainer:
Ein Schweiz-Liebhaber und ein Schweizer
Klotens Coach Per Hanberg ist seit 2017 im Land, er bezeichnet sich auf Twitter als Liebhaber von Schweizer Schokolade und Schweizer Käse. Der Schwede begann seine Trainerkarriere ganz unten, seit 2013 ist er auf dem Weg nach oben. Aufstieg mit Vita Hästen in die Allsvenskan, dann Aufstieg mit Karlskrona in die höchste schwedische Liga SHL, danach Swiss-League-Meister mit Langenthal und zweimal Qualifikationssieger mit Kloten. Der 54-Jährige ist ein gläubiger Mensch, der sein Team immer wieder mit überraschenden Aktionen in die richtige Richtung lenken kann.
Ajoies Gary Sheehan ist zwar Kanadier, aber er kam bereits 1991 in die Schweiz, er ist mit einer Schweizerin verheiratet. Und in seiner Eishockey-Karriere erlebte er schon manches, nicht nur als Trainer. Zwischendurch arbeitete er als Schiedsrichter-Supervisor. In der NLB war er Coach in Genf, in La Chaux-de-Fonds, Lausanne, seit 2014 setzt Ajoie auf ihn. Dem vorausgegangen war Sheehans letzter Ausflug in die National League, als Assistent beim SC Bern. Der Swiss-League-Titel 2016 war der eine Erfolg, der grössere der Cupsieg 2020 über den HC Davos.
Tradition und Wirtschaft:
Vorteil Kloten
Kloten, 1934 gegründet, war bis zu seinem Abstieg 2018 nicht weniger als 56 Jahre in Folge Teil der höchsten Schweizer Liga. 2012 stand der Club vor dem Konkurs, 2016 war es erneut eng. Seit 2019 herrscht ein Regime der gesunden Vernunft. 8,5 Millionen Franken beträgt der Etat in der Swiss League, der Schritt in die National League ist machbar. Und auch von der Nachwuchsbewegung her stimmt es in Kloten. 2014, als Kloten zum letzten Mal um den Titel in der National League spielte, war Ajoie in der Swiss League nicht einmal Playoff-Teilnehmer.
Zum HC Ajoie ist noch einmal festzuhalten, was die Lizenzprüfungskommission nicht gern hört oder liest: Dass die Pruntruter, die in der Region abgestützt sind, aufsteigen dürfen, ist ein Entscheid gegen die eigenen Reglemente der National League. Das Budget, das Ajoie mit sieben Millionen Franken für die höchste Liga angibt, ist viel zu tief und fern von jeglichem Realismus. Und die Halle, obwohl neu, bietet nicht wie gefordert mehr als 5000 Zuschauern Platz, sondern weniger (exakt 4761, von denen nicht alle freie Sicht aufs Eisfeld garantieren). Klotens Position könnte sich nach dem Umzug der ZSC Lions nach Zürich-Altstetten nochmals verbessern. Der Konkurrent hat sein neues Revier auf der anderen Seite der Stadt, was die Anreise aus der Ostschweiz gleich um einiges erschwert und verlängert.
Die ungeraden Erfahrungen:
Eine 11er- und 13er-Liga gab es bereits
Es wird also eine 13er-Liga geben. Es gibt noch Fans, die sich an einer ungeraden Zahl Teams in einer Meisterschaft stören. Doch sie werden weniger und weniger. Gleiche Anzahl Spiele für alle nach jeder Runde – das ist schon lange Vergangenheit. Das Schweizer Eishockey hat bereits seine ungeraden Erfahrungen gemacht. 1997 stieg der SC Herisau in die damalige Nationalliga A auf (und Ajoie in die 1. Liga ab), die expandieren wollte und so auf elf Teams anwuchs. Nach einem Jahr waren die Ostschweizer wieder weg.
2003/04 spielten bereits einmal 13 Mannschaften ganz oben. Nicht als Folge von strategisch genialen Planspielen, sondern wegen des Fehlers eines Funktionärs. Der hatte einen nicht berechtigten Spieler eingesetzt, das Ganze aber wurde – mit Rangkorrekturen nach Forfait-Niederlagen – so spät realisiert, dass die Partien gegen den Abstieg ausgesetzt wurden und B-Meister Basel automatisch aufstieg. Nach einem Jahr war die Zahl wieder gerade. Das könnte auch im Frühling 2022 so sein. Die Zahl hiesse allerdings nicht 12, sondern 14. Denn es wird auch in der nächsten Saison kein Team absteigen, einen Aufsteiger aber kann es geben.
Quelle: Roli Jauch im Tagesanzeiger